Gewalt gegen Frauen immer noch ein großes Problem
Alle zwei bis drei Tage stirbt eine Frau in Deutschland durch partnerschaftliche Gewalt – ein sogenannter Femizid. Das hat eine Untersuchung des Bundeskriminalamts ergeben. 2017 haben 140 000 Menschen Anzeige wegen partnerschaftlicher Gewalt erstattet. 82 Prozent der Betroffenen sind weiblich. Seit 2012 stellt das BKA einen kontinuierlichen Anstieg der Opferzahlen von Partnerschaftsgewalt fest.
Femizid: dringender Handlungsbedarf
„Diese Zahlen sind schockierend, denn sie zeigen: Für viele Frauen ist das eigene Zuhause ein gefährlicher Ort – ein Ort, an dem Angst herrscht“, erklärt Bundesfamilienministerin Franziska Giffey in einer Pressemitteilung. Insbesondere die Zahlen zum Femizid verdeutlichen einen dringenden Handlungsbedarf: 2016 gab es 357 Mord- und Totschlagsdelikte an Frauen, ausgeführt von ihren Partnern oder Ex-Partnern. Frauen, die von ihren (Ex-)Partnern getötet werden, stellen 35,8 Prozent aller weiblichen Mordopfer 2016 dar.
Femizid bezeichnet die Tötung von Frauen aufgrund ihres Geschlechts. Was wir in den hierarchischen Geschlechterverhältnissen verordnen. Das heißt, es bezieht sich jetzt nicht auf Raubmorde, wo das Geld im Mittelpunkt steht, sondern tatsächlich auf Hasskriminalität. – Alex Wischnewski, Mitbegründerin der Initiative „Keine mehr“
Bundesfamilienministerin Giffey will nun die Hilfestruktur, wie etwa Frauenhäuser, weiter ausbauen, um der Problematik zu begegnen. Giffey betont aber auch, dass die Zahlen des BKAs andeuten, dass sich heute mehr Betroffene als früher an die Polizei wenden und Hilfe suchen. „Eine solche Entwicklung wird auch durch den veränderten gesellschaftlichen Umgang mit sexuellen Übergriffen und Diskriminierung, wie etwa aktuell durch die MeToo-Debatte, befördert“, schlussfolgert Giffey.
detektor.fm-Moderatorin Eva Morlang hat mit Alex Wischnewski von der Initiative „Keine mehr“ gesprochen. Die Initiative kämpft dafür, Femizide, also Morde an Frauen, ins öffentliche Bewusstsein zu bringen und die strukturellen Hintergründe dieser Gewalttätigkeit aufzudecken.