Andreas Scheuer sieht die Integration von Muslimen in Deutschland in Gefahr. Grund dafür sei der Einfluss von radikalen Kräften aus dem arabischen Raum. „Es kann nicht sein, dass andere, zum Teil extreme Wertvorstellungen aus dem Ausland importiert werden“, klagt der CSU-Generalsekretär im Interview mit der Tageszeitung Die Welt. Um dieser Radikalisierung von außen Herr zu werden, fordert er ein Islam-Gesetz. In diesem soll festgelegt werden, dass muslimische Einrichtungen in Deutschland wie zum Beispiel Moscheen oder Kindergärten nicht aus Ländern wie Saudi-Arabien finanziert werden dürfen.
Imame aus der Türkei
Vor allem die salafistischen Moscheen werden hauptsächlich mit Geldern aus Saudi Arabien und anderen arabischen Ländern unterstützt. Das sehe ich natürlich als Problem. – Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der Universität Münster
Besonders die Türkei spielt hierbei eine wichtige Rolle. Deren Religionsbehörde „Diyanet“ besitzt auch einen Ableger in Deutschland: den Dachverband Ditib (Türkisch Islamische Union der Anstalt für Religion), dem wiederum die Mehrheit der Moscheen hierzulande angehört, in denen Imame aus der Türkei die Predigten halten. Ebenfalls aus Kleinasien stammt ein Großteil der muslimischen Gefängnisseelsorger, die in deutschen Gefängnissen eingesetzt werden.
Das Islam-Gesetz in Österreich
In Österreich hat man bereits versucht, den ausländischen Einfluss auf die europäischen Gläubigen einzudämmen. Dort ist 2015 ein neues Islam-Gesetz verabschiedet worden. Das Gesetz passt Vorschriften aus dem Jahr 1912 den neuzeitlichen Gegebenheiten an. Die Finanzierung islamischer Geistlicher aus dem Ausland ist nun im Alpenstaat verboten, ganz nach dem Geschmack von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer.
Wir brauchen zum Beispiel einen deutschsprachigen Koran-Kommentar, wo auch heikle Stellen erläutert werden. – Mouhanad Khorchide, Universität Münster
Gleichzeitig bietet das Gesetz den Muslimen aber auch einige Vorteile: Es garantiert ihnen ihre religiös begründeten Feiertage, erkennt ihre Speisevorschriften an, berechtigt sie zur muslimischen Erziehung und somit beispielsweise zur männlichen Beschneidung.
Sieht so ein aufgeklärter europäischer Islam aus, den auch Andreas Scheuer fordert? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf mit Mouhanad Khorchide gesprochen. Er leitet das Zentrum für Islamische Theologie an der Universität Münster und ist Professor für islamische Religionspädagogik.
Redaktion: Markus Vorreyer