Die Deutschen und ihr Nachwuchsproblem. Seit Jahren werden die niedrigen Geburtenraten in Deutschland kontrovers diskutiert. Für die sog. „Periodenfertilität“ geht man von 1,36 Kindern pro Frau aus, für die „Kohortefertilität“ von 1,65 Kindern pro Frau (Wer sich hier jetzt fragt, was das sein soll: in der Infobox unten wird’s erklärt). Eine sog. ‚bestandserhaltende‘ Geburtenrate liegt bei 2,1.
Mit anderen Worten: wir bekommen zu wenig Kinder. Deutlich zu wenig. Gibt es womöglich eine Kultur der Kinderlosigkeit in Deutschland? Oder ist deutsche Familienpolitik schlicht nicht familienfreundlich?
Forschern des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung gelang es nun, kulturelle und politische Einflüsse bei der Entscheidung für oder gegen Kinder voneinander zu trennen.
Die Wissenschaftler um Sebastian Klüsener untersuchten dafür die Geburtenrate verschiedener Jahrgänge der deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens. Diese verglichen sie mit der Geburtenrate in Westdeutschland – Ostdeutschland wurde wegen des lange Zeit zu unterschiedlichen politischen Systems nicht berücksichtigt.
Kulturell weisen die 75.000 Bewohner Ost-Belgiens kaum Unterschiede zu den Westdeutschen auf. Allerdings werden sie von der belgischen Familienpolitik bestimmt. Das Ergebnisder Studie: Familienpolitik kann die Geburtenrate entscheidend beeinflussen.
Auch das Projekt „Zukunft mit Kindern“ zeigt die Bedeutung von familienpolitischer Einflussnahme.
Wissenschaftler analysierten hier verschiedene Aspekte der Geburtenentwicklung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie entkräftigten Mythen und sprachen Empfehlungen aus: die zwei Hauptaspekte vernünftiger Familienpolitik beschreibt Vorstandsmitglied Günter Stock:
Eine gute Familienpolitik gibt den Eltern Freiheit und Zeitsouveränität (…). – Günter Stock, Vorstandsmitglied des Projekts „Zukunft mit Kindern“
detektor.fm-Redakteur Max Heeke über die Studie des Max-Planck-Instituts und das Projekt ‚Zukunft mit Kindern‘.