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Von links nach rechts: Martina Rellin, Teresa Kulawik, Anna Artwinska, Peter Hallama, Beata Hock auf der Podiumsdiskussion zum Thema Staatsfeminismus | Bild: Claudia Peißig
Bild: Von links nach rechts: Martina Rellin, Teresa Kulawik, Anna Artwinska, Peter Hallama, Beata Hock | Foto: Claudia Peißig

Forschungsquartett | Staatsfeminismus

Profeministische Neuerungen oder Propaganda?

Mit dem Fall der Mauer hat es im vereinten Deutschland unterschiedliche Debatten über Feminismus und Gleichberechtigung gegeben. Während viele ostdeutsche Frauen sich selbstverständlich als gleichberechtigt empfanden, ist ihnen von westdeutschen Frauen propagandistischer Staatsfeminismus vorgeworfen worden.

Das Forschungsquartett – dieses Mal in Kooperation mit dem Leibniz-Institut für Geschichte und Kultur des östlichen Europa (GWZO)

Staatsfeminismus – Bewegung oder Propaganda?

Vermeintliche Errungenschaften wie legale Abtreibungen seien nicht aus feministischen Bewegungen heraus, sondern aus der Propaganda des sozialistischen Staates entstanden. So haben westdeutsche Feministinnen argumentiert und ostdeutschen Frauen Staatsfeminismus vorgeworfen. Doch wenn der Ursprung des Begriffs Staatsfeminismus betrachtet wird, zeigen sich ganz andere Seiten: Aus dem skandinavischen stammend, bezeichnet er eigentlich die Interaktion zwischen Staat und feministischen Bewegungen. In Schweden etwa hat der Staat feministische Bestrebungen unterstützt und in politische Handlungsfelder übersetzt. Erst im Laufe der Zeit wird Staatsfeminismus negativ bewertet und als Synonym für vermeintliche Gleichberechtigung in staatssozialistischen Systemen verwendet. Doch so einfach sei es nicht, sagen Forschende. Denn auch vom Staat geschaffene Instrumente der Gleichberechtigung, wie zum Beispiel kostenlose Verhütung, seien im Kern auf Inhalte feministischer Gruppen zurückzuführen.

Die westdeutsche Frauenbewegung hat ein anderes Verhältnis zum Staat gehabt. Und da ist es dann spannend, dass die DDR Frauen in vielerlei Dingen eher positiv auf den Staat sahen.

Teresa Kulawik, Södertörn University, Stockholm

Care-Arbeit für Männer!

Tatsächlich haben sich arbeitende Frauen und Mütter tief in das soziale Gedächtnis der im Osten sozialisierten Menschen und Männer gebrannt. Bis heute haben Männer im Osten weniger Probleme mit arbeitenden Frauen. Auch die Zahl der Männer, die im Haushalt und an der Kindererziehung aktiv beteiligt sind, ist in den neuen Bundesländern weiterhin höher als in den alten. Es gab durchaus Bestrebungen und medial geprägte Bilder im östlichen Europa, die den Mann als fürsorgenden Vater und helfende Hand im Haushalt propagiert haben. Die politischen Systeme dahinter haben in der Realität jedoch nicht standhalten können.

Wenn man Sozialpolitik sich anschaut: Konnten Väter zuhause bleiben, wenn das Kind krank war? Das waren Punkte, wo die Möglichkeit nicht geschaffen wurde, oder sehr sehr spät.

Peter Hallama, Universität Bern

Was genau ist Staatsfeminismus und wie wird er in unterschiedlichen Staaten und Staatssystemen eigentlich gedeutet? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth mit Redakteurin Claudia Peißig gesprochen. Sie hat eine Podiumsdiskussion besucht, auf der die Geschlechtergeschichte im östlichen Europa aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wurde.

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