Aus der Schule, an die Universität, in den Job? Solch ein Lebenslauf sorgt bei vielen jungen Erwachsenen eher für Beklemmung als für euphorisches Herzklopfen. Viele junge Leute nehmen lieber eine Auszeit, um sich weiterzubilden oder für ein gemeinnütziges Projekt einzusetzen, am Besten gleich noch verbunden mit einem Auslandsaufenthalt.
Freiwilligendienste liegen im Trend
Organisationen, die solche internationalen Projekte anbieten, haben Hochkonjunktur. 2013 sind 7.730 junge Menschen aus Deutschland für einen Freiwilligendienst ins Ausland gereist. Im gleichen Jahr ist jedoch auch ein Projekt gestartet, von dem bisher nur wenige gehört haben dürften: Die Süd-Nord-Komponente von „weltwärts„. Mit diesem Programm können Freiwillige aus Ländern des sogenannten „Globalen Südens“, wie zum Beispiel Indien oder Uganda, für mehrere Monate nach Deutschland kommen.
Ziel: Austausch auf Augenhöhe
Der internationale Freiwilligendienst steht häufig in der Kritik einseitig zu sein, da er lange nur in eine Richtung abgelaufen ist. Außerdem könnte der Eindruck entstehen, nur europäische Perspektiven seien eine Bereicherung für das Ausland. Mit der „Süd-Nord-Komponente“ soll dieses Ungleichgewicht ausgeglichen werden. Organisationen die bisher vor allem Freiwillige aus Deutschland aufgenommen haben, senden jetzt auch eigene Teilnehmer nach Deutschland. Ziel ist es, den Austausch zwischen dem Süden und dem Norden zu stärken und die Zusammenarbeit von Partnerorganisationen in den verschiedenen Ländern voranzubringen. So haben auch internationale, junge Leute die Chance, sich weiterzuentwickeln und eigene Blickwinkel und neue Impulse einzubringen.
Insgesamt wird es sehr positiv aufgenommen, dass dieser Austausch jetzt auch andersrum funktioniert und die Einsatzstellen sehr viel lernen können von den internationalen Freiwilligen. – Berit Kreutz von „Engagement Global“
Finanzierung und Einsatzbereich
Das Projekt ist bis kommendes Jahr in der Pilotphase. Mit dem ersten Zyklus kamen laut weltwärts 144 Freiwillige nach Deutschland, für dieses Jahr sind sogar 250 Plätze geplant. Um die Finanzierung müssen sich die Teilnehmer meist nicht kümmern: 75% der Kosten werden vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gedeckt, für 25% kommt normalerweise die Aufnahmeorganisation auf. Erst einmal in Deutschland angekommen, werden die Freiwilligen mit Seminaren auf die Eigenheiten des deutschen Alltags vorbereitet. Es stehen auch Sprachkurse auf dem Programm. Anschließend arbeiten sie in sozialen oder kulturellen Einrichtungen, Umweltorganisationen oder Bildungseinrichtungen. Die Bandbreite der Aufgaben ist groß: Von Englischunterricht, über die Betreuung von behinderten Kindern bis hin zur Organisation von Veranstaltungen.
Wie das Programm bisher läuft und welche Hürden die Teilnehmer nehmen müssen, darüber haben wir mit Berit Kreutz, der Programmreferentin für die Süd-Nord-Komponente, gesprochen.
Redaktion: Mona Ruzicka