Nachdem sie wochen- oder monatelang auf den Beinen waren, heißt es für Flüchtlinge in Berlin erstmal: stehen. Stundenlang. Tagelang. Sie müssen sich zuerst beim Landesamt für Gesundheit und Soziales in Berlin-Moabit registrieren lassen – und in der Schlange ausharren. Oft über Stunden. Und mit jedem weiteren Behördengang stehen die Menschen dann auf ein Neues an.
Kritik am Berliner Lageso
Das Lageso hat erstmals im Sommer 2015 bundesweit Schlagzeilen gemacht. Hunderte Flüchtlinge mussten damals auf dem Behördengelände bei sommerlicher Hitze ausharren. Es fehlte sogar an Wasser. Bereits damals hatte es heftige Kritik an den Umständen gegeben.
Die sommerliche Hitze ist vorbei, die winterliche Kälte dafür gekommen – aber die fragwürdigen Zustände sind geblieben. Das Lageso ist längst auch international zum Symbol für eine blockierende Bürokratie in Deutschland geworden. Im Dezember trat Franz Allert nach vielen Monaten der Kritik als Leiter der Behörde zurück.
Gleich zum ersten Öffnungstag nach Jahreswechsel warten über 600 Flüchtlinge am Gelände an der Turmstraße. Die Behörde selbst lädt oft schon über 500 Flüchtlinge für einen Tag vor. Dabei schaffen die Beamten pro Tag nur maximal 200 Termine. Auch intern regt sich Kritik an dem unkoordinierten Vorgehen.
Was wäre ohne die Ehrenamtlichen…?
Bereits seit dem Sommer arbeiten die Berliner Caritas und der Verein „Moabit hilft“ im Lageso zusammen. Die freiwilligen Helfer verteilen am Haus D gespendete Winterkleidung, auch hier stehen die Menschen an – viele in dünnen Jacken und Turnschuhen. Laut den Ehrenamtlichen gab es bereits erste Erfrierungen. Die Berliner Sozialverwaltung für Gesundheit und Soziales dementierte das.
detektor.fm-Reporter Sandro Schroeder hat Martin Gommel auf einem Rundgang über das Lageso-Gelände begleitet. Der Fotojournalist hat dort eine Woche lang fotografiert und seine Eindrücke geschildert.