Der durchschnittliche Zuschauer von ARD und ZDF ist über 60 Jahre alt – dementsprechend ist das Programm der öffentlich-rechtlichen Sender ausgerichtet. Die knapp 15 Millionen Deutschen zwischen 14 und 29 Jahren erreichen die Öffentlich-Rechtlichen immer seltener. Lineares Fernsehen mit festen Sendezeiten kommt bei der jungen Zielgruppe nicht mehr an. Sie findet ihre Inhalte in sozialen Netzwerken wie Facebook, bei Messengern wie Snapchat oder auf den Video-Plattformen wie Youtube oder Netflix.
Jugendangebot: Spagat unter Zeitdruck
Die Sender haben lange mit der Politik verhandeln müssen. Aus dem eigenen Jugendsender wurde erst ein ausschließliches Onlineangebot, dann wurde der ursprünglich für den Sommer 2016 geplante Start-Termin verschoben. Nun gilt der 1. Oktober 2016 als Zielmarke – denn Ende September werden die beiden Digitalkanäle ZDFkultur und EinsPlus eingestellt.
Das ist natürlich alles ultra-sportlich. Wir werden am 1.10. sicherlich nicht mit all den Inhalten starten, die wir mal haben wollen, aber wir werden ein gutes Angebot schaffen. – Florian Hager, Programmgeschäftsführer des Jugendangebots
Zum Termindruck kommt auch das Kunststück, die breit gefächerte Zielgruppe anzusprechen – das heißt, sowohl der 14-jährigen Schülerin als auch dem 29-Jährigen mit dem ersten Job gerecht zu werden. Dafür plant Florian Hager ein breit aufgestelltes Formatangebot für Drittplattformen wie Youtube und Facebook zu produzieren. Bisher durften die Sendeanstalten online nur begleitende Inhalte zum linearen Programm liefern.
Das ist etwas völlig Anderes, als wenn ich in der Logik der jeweiligen Plattform Inhalte für diese Zielgruppe entwickele. – Florian Hager
Böhmermann als virales Vorbild
Das Jugendangebot wird sich an den viralen Erfolgen von Jan Böhmermann, wie dem Polizistensohn-Video oder dem Varoufakis-Mittelfinger, orientieren. Aber auch wenn der 40-jährige Programmgeschäftsführer sich als Böhmermann-Fan bekennt, soll das Jugendangebot eine noch jüngere Zielgruppe als der ZDFneo-Moderator ansprechen. Dafür sollen dann bekannte Gesichter aus der Youtube-Szene wie Florian „LeFloid“ Mundt auftauchen, aber auch die Protagonisten selbst stärker in den Fokus gerückt werden.
Ob das Jugendangebot seinen Starttermin halten kann und wie ARD und ZDF die junge Zielgruppe erreichen wollen, hat detektor.fm-Reporter Sandro Schroeder den Programmgeschäftsführer Florian Hager gefragt.
Redaktion: Sandro Schroeder