Babys bleiben Frauensache
Nach der Geburt des ersten Kindes ändert sich die Aufgabenverteilung bei Paaren. Männer arbeiten häufiger als ihre Partnerinnen in bezahlten Berufen. Frauen hingegen verwenden mehr Zeit für den Haushalt und die Kinderbetreuung. Paare mit Kindern fallen also in traditionelle Geschlechterrollen zurück. Selbst, wenn sie vorher noch großen Wert auf eine gerechte Aufteilung gelegt haben. Das hat eine Studie zur Arbeitsteilung bei Paaren basierend auf Daten des Statistischen Bundesamtes ergeben.
2015 haben immer noch 60 Prozent der Deutschen der Aussage voll beziehungsweise eher zugestimmt, dass das Familienleben leidet, wenn die Mutter einen Vollzeitjob hat. – Christina Boll, Leiterin der Studie „Die Arbeitsteilung im Paar“
Geschlechterrollen: Ungleichheit bleibt
Viele Frauen nehmen nach der Geburt Elternzeit in Anspruch. Doch ist die konventionelle Rollenverteilung erst einmal etabliert, bleibt sie oft so, auch wenn die Kinder älter werden. Tatsächlich wünschen sich die meisten Paare aber eine gleichmäßige Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit.
Wir stellen fest, dass zunehmend junge Väter sich eine stärkere Beteiligung an Familienaufgaben wünschen. Wir sehen es in den Daten zur Zeitverwendung aber noch nicht. – Christina Boll
Das liegt sowohl an ökonomischen Gründen als auch an fehlenden positiven Rollenvorbildern. Gerade für Väter ist es oft noch sehr schwierig, Elternzeit zu nehmen oder Teilzeit zu arbeiten. Sie befürchten, dass es ihrer Karriere schadet, vor allem wenn Arbeitgeber der Elternzeit skeptisch gegenüber stehen. Das ist problematisch. Denn oft sind Partner gerade dann bereit, die klassischen Rollen zu tauschen, wenn die Väter auch eine Zeitlang alleine mit Kind zu Hause bleiben und die Mütter nach der Geburt wieder erwerbstätig sind.
Warum Paare mit Kind in die klassischen Geschlechterrollen zurückfallen, wieso das Problem vor allem in Westdeutschland auftritt und was man dagegen tun kann, das hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Volkswirtin Christina Boll besprochen. Sie hat die Studie „Die Arbeitsteilung im Paar“ geleitet und ist Forschungsdirektorin am Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut.
Redaktion: Amelie Berboth