Immer mehr Deutsche infizieren sich mit Geschlechtskrankheiten wie Syphilis, Gonorrhoe (Tripper) oder Chlamydien, so ein Bericht des Gesundheitsministeriums. So habe sich zum Beispiel bei Syphilis die Zahl der Neuinfektionen von 2009 bis 2014 mehr als verdoppelt – auf 5.700 Fälle . Gefährdet ist nicht nur, wer Sex ohne Kondom hat. Viele Geschlechtskrankheiten werden nicht über Körperflüssigkeiten, sondern über die Haut übertragen.
Tinder, Badoo, Lovoo und Drogen als mögliche Ursache?
Das Bundesministerium für Gesundheit erklärt sich die steigenden Fallzahlen mit gesellschaftlichen Neuheiten: Hintergrund des Anstiegs soll die wachsende Nutzung von Dating-Portalen im Internet und der Konsum von Drogen sein. Die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke und Datingportale „verändern und erleichtern die Kontaktaufnahme“, heißt es in dem Bericht. „Dies hat Einfluss auf das Sexualverhalten.“
Besonders gefährdet seien außerdem Drogenkonsumenten, die etwa Crystal Meth und Speed nehmen. „Durch den Konsum dieser Drogen werden sowohl das Sexual- als auch das Schutzverhalten beeinflusst.“
Dating-Apps sind nicht die Ursache des Problems, aber ohne Zweifel ein Katalysator. Das Problem ist aber, dass zu lange ausgeblendet wurde, dass Sex auch Schattenseiten hat. – Professor Jakob Pastötter, Präsident der deutschen Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung
Prävention ist wichtig
Das Bundeskabinett hat bereits Anfang des Monats den Entwurf einer „Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C sowie anderer sexuell übertragbarer Infektionen“ beschlossen. Damit sollen die Bereiche „Früherkennung und Prävention“ weiter ausgebaut werden. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: „Dank unserer erfolgreichen Präventionsarbeit und hochwertigen Behandlung gehört Deutschland zu den Ländern mit den niedrigsten HIV-Neuinfektionsraten in Europa. Die aktuellen Zahlen zeigen aber auch, dass die Anstrengungen nicht nachlassen dürfen.“
Ob und wie Tinder, Tripper und Co. zusammenhängen, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Karolin Döhne mit Professor Jakob Pastötter gesprochen. Der Präsident der deutschen Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) findet, dass reine Aufklärung nicht ausreicht, um Geschlechtskrankheiten einzudämmen. Wie sich die steigenden Zahlen besser erklären lassen, erklärt er im Interview.
Redaktion: Marc Zimmer