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Dating-Apps und Geschlechtskrankheiten: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Tinder und Tripper? Foto: „i saw you on tinder“ Trastevere 2014 / credit: CC BY 2.0 | Denis Bocquet / flickr.com

Bundesregierung vermutet Anstieg von Geschlechtskrankheiten wegen Dating-Apps und Partydrogen

Tripper durch Tinder?

Syphilis, Tripper, Chlamydien und Co.: die Statistiken in Deutschland zeigen einen Zuwachs bei Geschlechtskrankheiten. Ein Bericht der Bundesregierung sieht die Schuld dafür in Partydrogen und Dating-Apps. Einfache Rechnung: schneller Sex + enthemmte Lust = Infektion. Warum die Ursachen etwas komplexer sind und junge Menschen mit Spaß im Leben wohl nicht allein Schuld daran haben, erklärt uns der Präsident der Deutschen Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung.

Immer mehr Deutsche infizieren sich mit Geschlechtskrankheiten wie Syphilis, Gonorrhoe (Tripper) oder Chlamydien, so ein Bericht des Gesundheitsministeriums. So habe sich zum Beispiel bei Syphilis die Zahl der Neuinfektionen von 2009 bis 2014 mehr als verdoppelt – auf 5.700 Fälle . Gefährdet ist nicht nur, wer Sex ohne Kondom hat. Viele Geschlechtskrankheiten werden nicht über Körperflüssigkeiten, sondern über die Haut übertragen.

Tinder, Badoo, Lovoo und Drogen als mögliche Ursache?

Das Bundesministerium für Gesundheit erklärt sich die steigenden Fallzahlen mit gesellschaftlichen Neuheiten: Hintergrund des Anstiegs soll die wachsende Nutzung von Dating-Portalen im Internet und der Konsum von Drogen sein. Die Möglichkeiten der sozialen Netzwerke und Datingportale „verändern und erleichtern die Kontaktaufnahme“, heißt es in dem Bericht. „Dies hat Einfluss auf das Sexualverhalten.“

Besonders gefährdet seien außerdem Drogenkonsumenten, die etwa Crystal Meth und Speed nehmen. „Durch den Konsum dieser Drogen werden sowohl das Sexual- als auch das Schutzverhalten beeinflusst.“

Dating-Apps sind nicht die Ursache des Problems, aber ohne Zweifel ein Katalysator. Das Problem ist aber, dass zu lange ausgeblendet wurde, dass Sex auch Schattenseiten hat. – Professor Jakob Pastötter, Präsident der deutschen Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung

Prävention ist wichtig

Das Bundeskabinett hat bereits Anfang des Monats den Entwurf einer „Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C sowie anderer sexuell übertragbarer Infektionen“ beschlossen. Damit sollen die Bereiche „Früherkennung und Prävention“ weiter ausgebaut werden. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: „Dank unserer erfolgreichen Präventionsarbeit und hochwertigen Behandlung gehört Deutschland zu den Ländern mit den niedrigsten HIV-Neuinfektionsraten in Europa. Die aktuellen Zahlen zeigen aber auch, dass die Anstrengungen nicht nachlassen dürfen.“

Ob und wie Tinder, Tripper und Co. zusammenhängen, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Karolin Döhne mit Professor Jakob Pastötter gesprochen. Der Präsident der deutschen Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung (DGSS) findet, dass reine Aufklärung nicht ausreicht, um Geschlechtskrankheiten einzudämmen. Wie sich die steigenden Zahlen besser erklären lassen, erklärt er im Interview.

Jakob Pastötter - ist Sexualwissenschaftler und Präsident der Deutschen Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung.

ist Sexualwissenschaftler und Präsident der Deutschen Gesellschaft für sozialwissenschaftliche Sexualforschung.
Angenehm ist es natürlich immer, einen schnellen Schuldigen zu finden. Und der Schuldige ist im Bereich der Sexualität in der Regel dann immer die Promiskuität, also: wechselnde Geschlechtspartner. (…) Sexualität ist kein Konsumgut wie eine Tütensuppe.Jakob Pastötter
Mehr Geschlechtskrankheiten durch Tinder und Co.? 08:15

Redaktion: Marc Zimmer

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