Die passenden Geschenke, jedes Jahrzwängen wir uns duch überfüllte Fußgängerzonen und fragen uns: „Wieso tun wir uns das eigentlich an?“
Geschenke als Forschungsfeld
Ja, wieso eigentlich? Weshalb beschenken sich Menschen? Diese Frage stellen sich nicht nur gestresste Weihnachtseinkäufer. Ihr gehen auch Soziologen, Ethnologen oder Ökonomen nach. Welche soziale Bedeutung hat das Schenken?
Wir täuschen uns über die realen Verhältnisse und wir tun das bewusst, weil wir nicht in einer kalten Welt leben möchten. – Elfie Miklautz, Professorin für Soziologie an der Wirtschaftuniversität Wien
Einen frühen Beitrag zur Forschung lieferte der französische Ethnologe Marcel Mauss im Jahre 1923 mit seiner Schrift „Die Gabe„. Mauss untersucht darin die Funktion der Gabe in archaischen Gesellschaften.
Der Austausch von Gaben stiftet Zusammenhalt unter den Völkern und Frieden zwischen einzelnen Gruppierungen. Zumeist tauschen sich Kollektive aus. Die Formen des Austausches sind ritualisiert und die Bedeutung der Gabe von einem monetären Gegenwert losgelöst.
Sehnsucht nach einer Gegenwelt
Mauss erkennt im Gabentausch eine soziale Aktivität, die von der ökonomischen Wertsphäre strikt getrennt wird. Auch heute bemühen wir uns um die Aufrechterhaltung dieser Trennung. So werden beispielsweise Preisschilder von Buchrücken entfernt. Außerdem gehört sich die Frage nach den Kosten eines Geschenkes nicht.
Wenn Sie immer nur Ware gegen Ware, Ware gegen Geld tauschen, dann ensteht ein Bedürfnis, dass es auch einen Teil in unserem Leben geben möge, in dem eben nicht in dieser Weise gerechnet und abgerechnet wird. – Elfie Miklautz
Warum beschenken wir uns? Was kann das Geschenk, was der Warentausch nicht kann? Und ist das Schenken wirklich ein selbstloser Akt? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Marie Landes mit Elfie Miklautz gesprochen. Sie ist Professorin für Soziologie an der Wirtschaftsuniversität Wien und Autorin des Buches „Geschenkt: Tausch gegen Gabe – Eine Kritik der Ökonomie“.