Es gibt kein Triage-Gesetz
Die Triage kommt historisch aus der Kriegs- und Katastrophenmedizin. Also aus Situationen mit einer hohen Zahl an Patientinnen und Patienten und zu wenig Ressourcen, um allen zu helfen. Dahinter steckt die Idee eines gerechten Katalogs von Kriterien, mit dessen Hilfe die Patientinnen und Patienten eingeteilt werden können.
Wenn Ärztinnen und Ärzte in Deutschland vor der Herausforderung stehen, auf diese Weise über Leben entscheiden zu müssen, befinden sie sich in einer rechtlichen Grauzone, denn es gibt in Deutschland keine klare Regelung dazu.
Als Orientierung gibt es nur klinisch-ethische Empfehlungen wie die der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) für die aktuelle Pandemie.
Wen rette ich und wenn ja, wie viele?
Aber bei dem Versuch, Kriterien zu erstellen, nach denen Patientinnen und Patienten eingeteilt werden können, herrschen in der Forschung tiefe Meinungsverschiedenheiten. Einig ist sie sich zum Beispiel nur darin, dass die Dringlichkeit – also die Wahrscheinlichkeit, mit der man stirbt, wenn man nicht behandelt wird – ein Kriterium sein muss.
In dieser Folge von „Grams’ Sprechstunde“ spricht Natalie Grams mit Adriano Mannino – Philosoph, Sozialunternehmer und Autor von „Wen rette ich und wenn ja, wie viele? Über Triage und Verteilungsgerechtigkeit“ – darüber, wie Ärztinnen und Ärzte bei einer Triage ethisch tragbare Entscheidungen treffen können und wie die Rechtslage aussieht.