Vor zwanzig Jahren haben Politiker und Wissenschaftler der UN-Länder die Erklärung von Rio abgegeben. Darin heißt es: “Die Staaten werden die Gesundheit und die Unversehrtheit des Ökosystems der Erde schützen und wiederherstellen.“ Damit fiel 1992 der Startschuss für ein globales Umdenken. Bis dahin galten Fortschritt und Entwicklung als die höchsten Ziele. Heute steht darüber das Stichwort „Nachhaltigkeit“. Alle fünf bis zehn Jahre beraten die Vereinten Nationen über Strategien für eine nachhaltige Welt. Es ist der weltweit größte Umweltgipfel.
Was wurde seither erreicht?
1992 war die Erklärung von Rio ein großes Aufbruchsignal. Erstmalig hat man offiziell festgehalten: Ohne die Lebensvielfalt der Arten ist auch der Mensch gefährdet. So beschloss man die Biodiversitäts-Konvention, mit der das Artensterben gestoppt werden sollte. Außerdem sollte die Ausbreitung der Wüsten verhindert, die Wälder besser geschützt, eine globale Wasserkonferenz gegründet und die Agenda 21 eingeführt werden. Mit der Agenda sollten die Treibhausgase wie CO2 eingedämmt werden.
Wie fällt die Bilanz aus?
20 Jahre später fällt die Bilanz erschütternd aus. Kaum eines der Ziele von 1992 ist umgesetzt worden: nie wurde mehr Wald abgeholzt, nie wurde mehr CO2 in die Atmosphäre geblasen wie heute, die Verwüstung der Welt konnte nicht gestoppt werden. Täglich sterben bis zu 380 Tier- und Pflanzenarten aus.
Und worum geht es jetzt?
Bei Rio+20 geht es vor allem um die Industrie. Weltweit soll eine „Green Economy“, also eine „grüne Wirtschaft“, etabliert werden. Bundesumweltminister Peter Altmaier ist dazu nicht mit konkreten Vorschlägen nach Brasilien gereist. Sondern mit einem Vorschlag über ein Beratungskonzept. Entwicklungs- und Schwellenländer sollen demnach maßgeschneiderte Pläne bekommen, wie ihre Industrie grüner werden kann.
Am Mittwoch ist Rio+20 gestartet, allerdings hat die Konferenz schon im Vorfeld für Schlagzeilen gesorgt. „Die Konferenz der Desillusionierten“, eine „Niederlage für die Umwelt“ hieß es. Ein Grund für die massive Kritik ist der Entwurf der Abschlusserklärung, die bereits vor Beginn der eigentlichen Konferenz aufgetaucht ist.
Günther Bachmann ist der Generalsekretär des Rates für Nachhaltige Entwicklung, der die Bundesregierung seit 2001 berät. Er beobachtet die Verhandlungen vor Ort in Brasilien. Im Gespräch mit detektor.fm analysiert er die bisherige Konferenz.