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Frühlingsanfang
Während zum Frühlingsanfang allerlei Blumen an den repräsentativen Plätzen der großen deutschen Städte blühen, sieht es an einigen vielbefahrenen Straßen und auf Verkehrsinseln in weniger wichtigen Stadtteilen deutlich grauer aus. Um das zu ändern, um Viertel lebenswerter zu machen, sind Guerilla-Gärtner unterwegs. Bewaffnet mit Saatbomben und Blumenzwiebeln ziehen sie los, um ihre Stadt grüner zu machen.
Die Bewegung gibt es seit den 1970er-Jahren. Sie stammt aus den USA und bei den Anwohnern sind die bunten Farbtupfer oftmals beliebt. „Bürger schätzen Parks, die belebt sind. Sie sind erholsamer“, sagt Herbert Lohner, Naturschutz-Referent des BUND. „Wildes Gärtnern ist ein Mittel, um auf den Wunsch nach einer grünen Stadt und auch auf Defizite aufmerksam zu machen. Gemeinsam mit der Guerilla-Gardening-Szene versuchen Verbände wie der NABU oder der BUND, diese Ziele in die Politik zu tragen.“
Nicht ganz legal
Dennoch: Begrünungsaktionen wie beim Guerilla Gardening sind Gesetzesbrüche. Denn das Bepflanzen von öffentlichen Räumen stellt nach dem Strafgesetzbuch eine Sachbeschädigung dar (§ 303 StGB). Geahndet wird das aber in den meisten Fällen nicht. Die Soziologin Dr. Christa Müller, Autorin des Grundlagenwerks „Urban Gardening – Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt“, erklärt das so:
Staatliche Institutionen können gar nicht mehr so autoritär reagieren und solche Pflanzungen einfach zerstören, wenn die Bürger etwas ganz anderes wollen. Guerilla Gardening heißt auch: mehr Demokratisierung im städtischen Raum. – Christa Müller
Kein Geld in den öffentlichen Kassen
Es soll aber noch einen anderen Grund geben, weshalb Guerilla Gardening als Kavaliersdelikt gilt. Es ist schlicht kaum noch Geld in den öffentlichen Kassen. „Das ist ein wichtiger Grund, weshalb die Kommunen auf die Partizipation der Bürger angewiesen sind. Es gibt inzwischen schon spezielle Kooperationen, bei denen Aktivisten und Verwaltung an einem Strang ziehen“, sagt die Wissenschaftlerin Christa Müller.
Grün-Patenschaften in München
Beispiel München. Die ehemalige Aktivistin Silvia Gonzalez arbeitet inzwischen für den Verein Green City und mit der Münchner Stadtverwaltung zusammen. Bei dem Projekt geht es um Grün-Patenschaften, die Bürger für bestimmte Gebiete übernehmen, indem sie sie bewirtschaften. Dafür stellt die Kommune beispielsweise auch Blumenzwiebeln. Silvia Gonzalez glaubt, „dass dieses ehrenamtliche Engagement ein Ansatz ist, den Problemen des 21. Jahrhunderts zu begegnen“ – in diesem Fall dem Problem Stadtbegrünung.
detektor.fm-Reporterin Insa van den Berg stellt das Phänomen genauer vor.
Redaktion: Insa van den Berg