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Laut Studien der Stiftung WWF Deutschland könnten hierzulande zehn Millionen Tonnen der verschwendeten Lebensmittel weiter genutzt werden – Essensmüll, der also vermieden werden könnte.
Zwar werde das Problembewusstsein in der Öffentlichkeit größer, sie sehe aber noch Aufholbedarf, sagt Anne-Catrin Hummel von der Welthungerhilfe. Sie ist Referentin in der Abteilung Politik und Außenbeziehungen. Dort engagiert sie sich gegen die Verschwendung von Lebensmitteln entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
60 Prozent des Abfalls fallen nämlich während des Anbaus, bei Transport und Lagerung an. Das liege nicht zuletzt an den Normen und ästhetischen Standards. Wenn eine Gurke zu krumm ist, wird sie weggeworfen, statt im Laden verkauft zu werden.
Lebensmittelverschwendung halbieren
Es ist Ziel der internationalen Politik, bis 2030 die Lebensmittelverschwendung zu halbieren. Das ist Bestandteil der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der sogenannten „Sustainable Development Goals“ (SDGs) der Agenda 2030. Sie wurde im September 2015 auf einem Gipfel der Vereinten Nationen von allen Mitgliedstaaten verabschiedet. Umweltschutzorganisationen begrüßen diese Ziele, sehen aber bislang kaum nationale Aktionspläne, um diese umzusetzen.
Aber auch jeder einzelne Konsument kann dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden. Gerold Hafner, Diplom-Ingenieur am Institut für Siedlungswasserbau, Wassergüte- und Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart, glaubt an das großes Potential in Privathaushalten und im Außer-Haus-Konsum. Man solle sich den Wert von Nahrung bewusster machen und Essen mehr wertschätzen, sagt er. Der Wissenschaftler arbeitet zum Beispiel gemeinsam mit Groß-Kantinen an Abfallvermeidungsstrategien. Dabei werde zunächst gemessen, wie viel man dort eigentlich wegwirft und dabei bilanziert, wie viel Geld damit auch verschenkt wird.
Essen spenden
Supermärkte können nicht verkaufte Lebensmittel an die Deutschen Tafeln spenden. An deren Ausgabenstellen bekommen Menschen in Not für einen kleinen Beitrag Brot, Obst, Gemüse, Konserven. Es kommen altersarme Rentner, kinderreiche Familien, Arbeitslose, sagt der Vorsitzende des Bundesverbands, Jochen Brühl. In Deutschland gibt es rund 930 Tafeln mit etwa 2000 Ausgabestellen.
Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl an Projekten, die sich gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen und auch für Privathaushalte interessant sein können:
- foodsharing.de, auf deren Plattform Nutzer übrig gebliebenes Essen aus dem eigenen Haushalt kostenlos anbieten und so vor der Mülltonne bewahren können,
- öffentliche Kühlschränke, in denen Reste gelagert und abgeholt werden können,
- Aktionstage gegen Lebensmittelverschwendung, zum Beispiel von Slow Food Deutschland,
- Marktstände für aussortiertes Obst und Gemüse von The Good Food in Köln,
- Restaurants, in denen mit überschüssigen Lebensmitteln gekocht wird, wie in dem des Vereins Restlos Glücklich in Berlin.
detektor.fm-Moderatorin Maja Fiedler und „Green Radio“-Reporterin Insa van den Berg im Gespräch.