Ein Kind von drei Eltern
In Großbritannien könnte es schon bald Realität werden, dass Kinder von drei verschiedenen Eltern auf die Welt geboren werden. Denn die Abgeordneten des britischen Unterhauses haben als erstes Land überhaupt beschlossen, genetische Modifizierung von Embryonen zu erlauben. Mit 382 zu 128 Stimmen ist deutlich für das entsprechende Gesetz gestimmt worden. Wenn ein Kind ein erhöhtes Risiko hat, eine Erbkrankheit von den Eltern zu bekommen, darf man dann die DNA eines dritten, gesunden Menschen „hinzumischen“.
Das britische Oberhaus, House of the Lords, muss dem allerdings auch noch zustimmen. Die Abstimmung wurde auf den 23. Februar 2015 gelegt, gilt allerdings als reine Formsache, womit der Einführung der Methode nichts mehr im Weg stehen würde. Was für Befürworter ein entscheidender Schritt in Richtung Kampf gegen schwere Erbkrankheiten ist, ist für Kritiker ein erster Schritt in Richtung Designerbabys.
Video über das neue Gesetz in Großbritannien
https://www.youtube.com/watch?v=O-qumKW2jmE
Gibt es bald Designerbabys per Mausklick?
Die umstrittene Methode soll dazu dienen, dass eine Erbkrankheit von der Mutter nicht an ihr Kind weitergegeben werden kann. Das Erbgut eines Embryos stammt zur Hälfte vom Vater und zur Hälfte von der Mutter. Zusätzlich werden von der Mutter Erbinformationen, so genannte Mitochondrien, vererbt, die als Kraftwerk der menschlichen Zellen dienen.
Der Begriff Designerbaby ist schrecklich. – Christian J. Thaler
Die neue Methode würde die Mitochondrien der erkrankten Mutter durch die einer gesunden Spenderin austauschen, was weniger als ein Prozent der DNA eines Menschen ausmacht. Da diese außerhalb des Zellkerns liegen, können auch keine charakterbildenden Erbinformationen weitergegeben werden. Dass man sich sein Wunschkind zusammenstellen und per Mausklick bestellen kann, ist somit derzeit nicht vorstellbar und genetisch nicht machbar.
Angesicht des Embrionen-Schutzgesetzes ist in Deutschland die Eizell-Spende verboten, weshalb ein solches Verfahren in Deutschland zum heutigen Zeitpunkt gar nicht umgesetzt werden könnte.
Moderator Alex Hertel hat mit Christian J. Thaler, dem ehemaligen Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Reproduktionsmedizin, gesprochen. Er leitet den Spezialbereich der Gynäkologischen Endokrinologie, Familienplanung und Reproduktionsmedizin am Universitätsklinikum München.
Redaktion: Patrik Felber