Gärtnern in der Stadt
Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Städten und die Landwirtschaft zieht hinterher. Ob auf dem Parkhausdach in Wedding oder dem Rollfeld in Tempelhof – inzwischen wird in ganz Berlin gejätet. Auch an anderen Orten liegt gärtnern voll im Trend: Michelle Obama pflanzt Gemüse am Weißen Haus, Jakob Augstein mag Rhododendren lieber als Rittersporn und in Andernach sorgt die „Essbare Stadt“ für ein neues Wir-Gefühl.
„Re-Grounding“ als Trend
Längst ist die Bewegung um Urban Gardening, Balkon-Gardening oder mobile Gärten groß geworden. Sinn und Bestimmung der Stadt verändern sich, erklären Trendforscher und sprechen von „Re-Grounding“, dem Wunsch nach neuer Erdung in einem immer komplizierter werdenden Umfeld. Die Welt verstehen zu wollen sei aussichtslos, da konzentriere man sich auf das Naheliegende, das Mögliche, die kleine Grünfläche vor der eigenen Haustür.
Gemüse am Kreisverkehr
Der Prinzessinnengarten ist an einem stark befahrenen Kreisverkehr zwischen Sozialbauten und einer Tankstelle entstanden. Marco Clausen und Robert Shaw haben ihn 2000 gegründet, die Brache mit vielen Freiwilligen vom Müll befreit und in einen Nachbarschaftsgarten verwandelt. Jede Saison wird er von bis zu 1000 Freiwilligen unterstützt.
„Wir haben Imker hier, wir haben Menschen hier, die mit Recycling-Materialien arbeiten, wir haben eine Gruppe, die Fahrräder repariert. Das heißt, es ist eine soziale Plattform, wo es vor allem um andere Formen von Nachhaltigkeit geht.“ – Marco Clausen.
Plattform für urbane Lebensweisen
In den vergangenen Jahren hat das Team um die Gründer 40 weitere Nutzgärten für Kindergärten und Schulen aufgebaut. Außerdem sind viele weitere Ideen wie wesensgemäße Bienenhaltung und gemeinsame Projekte mit Kulturinstitutionen auf dem Gelände entstanden. Viele Künstlerinnen und Künstler arbeiten dort an der Frage, wie Städte ressourcenschonend gestaltet werden können.
Marcus Engert hat den Prinzessinnengarten besucht und mit dem Gründer Marco Clausen über sein Projekt gesprochen.
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