Aus Zuneigung wird Zwang
Ob ungewollter Sex oder emotionale Nötigung – häusliche Gewalt kann viele Formen annehmen. Bei Lily fing es an, als sie nach einer Party zu Nadia fuhr. Sie hatten sich über Tinder kennengelernt. Die beiden tranken Bier und kifften, bis Lily vom Gras schwindelig wurde und sie schlafen wollte.
In diesem Zustand begann Nadia sie gegen ihren Willen anzufassen. Erst einige Zeit später realisierte Lily, dass ihr in dieser Nacht Gewalt angetan wurde.
Ich dachte selbst am Anfang: Das gibt es nicht. – Ronya Othmann, hat für Zeit Campus queere Menschen getroffen, die Erfahrungen mit häuslicher Gewalt gemacht haben
Jonas und Michael waren das perfekte Paar. Dachten sie zumindest. Denn mit der Zeit fing Michael an, Jonas emotional zu erpressen. Er wurde gewalttätig, zwang Jonas zum Geschlechtsverkehr. Bis Jonas endlich die Reißleine zog und sich trennte.
Erfahrungen wie diese teilt auch Shirin. Sie wurde von ihrer Partnerin systematisch fertiggemacht und litt sehr unter der psychischen Gewalt, der sie ausgesetzt war.
Häusliche Gewalt in queeren Beziehungen bleibt Tabu
Lily, Jonas und Shirin – sie alle haben in ihren Beziehungen Erfahrungen mit Gewalt gemacht. Sie alle haben erfahren, was es bedeutet, aus Angst vor Homophobie nicht zur Polizei gehen zu können.
Die Hürden ihr Leid zu teilen, sind für die Opfer häuslicher Gewalt immer hoch. Scham und Angst sind Gründe für Millionen, ihr Leid für sich zu behalten.
Häusliche Gewalt beginnt nicht erst bei einem blauen Auge. – Ronya Othmann
Darüber, wie es ist, dann auch noch mit den Vorurteilen gegenüber gleichgeschlechtlichen Partnerschaften konfrontiert zu werden, haben Lily, Jonas und Shirin in der aktuellen Ausgabe von Zeit Campus gesprochen.
Ronya Othmann ist die Autorin des Artikels und spricht in der aktuellen Folge des Zeit Campus Podcasts mit detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop über ihre Recherche.
Redaktion: Jonas Galm, Jonas Junack und Esther Stephan