Häusliche Gewalt: Dunkelziffer bleibt hoch
Seit 2016 haben weniger Menschen häusliche Gewalt erfahren als in den Jahren zuvor. Trotzdem hat das Bundeskriminalamt im Jahr 2017 noch immer 138 893 Opfer verzeichnet. Die Dunkelziffer liegt weit darüber. Denn aus Scham oder Angst bringen viele Opfer die erlebte Gewalt nicht zur Anzeige.
Hilfreich sind deshalb Nachbarn, die – wenn sie die Gewalt registrieren – angemessen reagieren. Das geht natürlich, indem sie die Situation unterbrechen. So können sie die Stimmung entspannen, begeben sich aber auch selbst in Gefahr. Deswegen sollte im Zweifelsfall immer die Polizei gerufen werden.
Hilfsbereitschaft signalisieren
Da häusliche Gewalt auch psychisch stattfindet, ist es genauso wichtig, die Leidtragenden auch emotional zu unterstützen. Den Opfern zu signalisieren, dass man helfen kann und auch will, ist oft schon eine Tür henaus aus der Notsituation.
Wichtig ist, dass man die Bedürfnisse der Betroffenen respektiert. Das heißt, dass man demjenigen nicht sagt, was er zu tun hat, sondern einfach nur die Möglichkeit bietet, dass er mit einem sprechen kann. – Céline Sturm, Koordinatorin im Fachbereich Prävention in der Hilfeorganisation Weisser Ring e. V.
Auch ein Zettel im Treppenhaus mit der Telefonnummer einer Hilfestelle kann schon hilfreich sein. So können Betroffene sich anonym informieren, ohne sich direkt an die Nachbarschaft wenden zu müssen.
Wer Opfer häuslicher Gewalt wird oder als Zeuge unterstützen möchte, kann sich an das „Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen“ oder an den Weisser Ring e. V. wenden.
Über die Möglichkeiten, weitere Gewalt in der Nachbarschaft zu verhindern, spricht detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth mit Céline Sturm. Sie ist Koordinatorin im Fachbereich Prävention der Hilfeorganisation Weisser Ring e. V.
Redaktion: Esther Stephan