Kritik ist unerwünscht
Fußball-Berichterstattung oder auch generell Sportjournalismus ist seit jeher ein Fall für sich. So gut wie täglich erscheinen Meldungen zu den großen Vereinen: FC Bayern, Real Madrid oder Manchester United. Sofern die Sportjournalisten ihr Handwerk verstehen, birgt sich hier das Potential für tiefgreifende Recherchen und große Storys. Man schaue sich zum Beispiel die Arbeit in der Aufdeckung der Doping-Skandale an.
Das finden allerdings nicht alle gut. In der mittlerweile denkwürdigen FC-Bayern-Pressekonferenz am vergangenen Freitag haben die „Bayern-Bosse“ Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge und Hasan Salihamidzic die Medien deutlich kritisiert. Viele Beobachter sprechen daraufhin geradezu von einer „Wutrede“. Und tatsächlich scheint sie zumindest den Impuls für eine Diskussion gesetzt zu haben. Zum Teil über den Sportjournalismus, ja. Weitaus mehr aber wurde über das Kalkül des FC Bayern gesprochen.
Es ist sehr schwierig, sich gegen die zunehmenden Medienimperien von Verbänden und Vereinen zu wehren. Es gibt natürlich eine große Wirtschaftskraft und Macht, das hat man auch auf der Pressekonferenz gesehen. Das bedeutet für die Journalisten letztendlich, dass sie sich auch gewisse Sachen gefallen lassen müssen, ob sie richtig sind oder nicht. – Christoph Bertling, Medien- und Kommunikationswissenschaftler an der Deutschen Sporthochschule Köln
Für die Fans oder gegen die Presse?
Denn wie so viele Vereine hat mittlerweile auch der FC Bayern einen hauseigenen Sender, genannt FC Bayern TV. Dort sollen Fans des Clubs Zugang zu exklusiven Inhalten des Vereins und der Spieler erhalten. Andere Vereine machen es ähnlich, siehe VfBTV (Stuttgart) oder FC TV (Köln). Was für Fans ein nettes Zusatzangebot seien mag, darf allerdings nicht mit echtem Journalismus verwechselt werden.
Zu den hauseigenen Sendern einzelner Fußballclubs und deren Auswirkungen auf den Sportjournalismus hat sich detektor.fm-Moderator Lars-Hendrik Setz zwei Meinungen aus Wissenschaft und Praxis eingeholt.
Redaktion: Barbara Butscher