Duales Studium statt Ausbildung
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geht die Umstellung der Hebammenausbildung zum Studium an. Bereits seit Jahren fordern Hebammenverbände die Akademisierung des Berufs. Denn trotz ihres Fachwissens sind Hebammen aufgrund ihres fehlenden akademischen Abschlusses häufig benachteiligt.
Die Umstellung ist durch eine EU-Richtlinie bis Januar 2020 vorgeschrieben und zudem Teil des Koalitionsvertrags. Dennoch fordert SPD-Fraktionsvize Karl Lauterbach keine Verpflichtung für das Hebammenstudium. Stattdessen sollen Hebammen besser bezahlt werden – auch ohne Bachelorgrad.
Beim neuen Studium soll es sich um ein duales Studium an einer Hochschule handeln. Dort werden Hebammen und Geburtshelfer in Vorlesungen theoretisches Fachwissen erhalten, genauso wie praktische Erfahrungen sammeln. Abschluss des Studiums wäre dann ein „Bachelor of Science“.
Bisher ist das ein reiner Frauenberuf. Dementsprechend sind auch die Verdienst- und Karrieremöglichkeiten. Wir hoffen, dass Hebammen durch die Akademisierung den weiteren Blick bekommen, den sie auch haben wollen. Dass sie Möglichkeiten haben, auch in unterschiedlichen Richtungen zu arbeiten. – Elke Mattern, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft
Die Zukunft des Hebammenberufs
Aktuell ist die Geburtshilfe in Deutschland komplett überlastet. Während immer mehr Kreißsäle schließen, muss eine Hebamme immer mehr Eltern betreuen. Doch Schuld am Hebammenmangel ist nicht die Anzahl der Auszubildenden. Zu den Gründen gehören unter anderem die miserablen Arbeitsbedingungen sowie die hohen Versicherungsprämien. Auch die Bezahlung reicht angesichts des Arbeitspensums kaum aus. Ob ein Studienabschluss daran etwas ändert, bleibt abzuwarten.
Den Meilenstein der Akademisierung haben wir geknackt. Das wird kommen. Jetzt wird es vermehrt darum gehen, wie eine akademische Ausbildung der Hebamme aussehen kann. – Elke Mattern
Über die Notwendigkeit eines Hebammenstudiums und den Herausforderungen der Umstellung hat detektor.fm-Moderatorin Sara Steinert mit Elke Mattern gesprochen. Sie ist Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft.
Redaktion: Valérie Eiseler