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An einer Aromaölmassage ist noch niemand gestorben. Doch Heilpraktiker bieten mitunter auch fragwürdige Therapien an – beispielsweise bei Krebspatienten. Foto: Aromatherapy/ credits: CC BY 2.0 | WorldSkills UK / flickr.com

Heilpraktiker in der Kritik

Wo ist der Beweis?

Heilpraktiker dürfen Patienten untersuchen, Krankheiten diagnostizieren und Behandlungen anbieten. Im Gegensatz zu Ärzten durchlaufen sie jedoch keine standardisierte Ausbildung. Erlaubt ist, was den Patienten nicht schadet. Brauchen Heilpraktiker neue Regeln?

Sie offerieren Aroma-, Ozon- oder Magnetfeld-Therapie. Wollen Allergien mit Akupunkturnadeln vertreiben oder kämpfen mit Klangschalenmusik gegen Krebs. Die Rede ist von Heilpraktikern. Geschätzt 43.000 arbeiten zurzeit in Deutschland. Ob ihre Therapien wirken, müssen sie allerdings nicht beweisen. Solange sie ihren Patienten dabei nicht schaden.

Genau das ist aber in Nordrhein-Westfalen passiert: Ende Juli sind drei Menschen gestorben, nachdem sie sich bei einem Heilpraktiker in Brüggen einer alternativen Krebsbehandlung unterzogen hatten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt nun wegen fahrlässiger Tötung. Der Fall hat kurzzeitig hohe Wellen geschlagen aber der Beruf bleibt bisher weiterhin unreguliert.

Heilpraktiker: Standardisierte Ausbildung fehlt

Heilpraktiker zählt in Deutschland wie auch Journalist zu den freien Berufen. Jeder darf sich so nennen und eine standardisierte Ausbildung fehlt. Aber Heilpraktiker entscheiden mitunter eben doch über Leben und Tod.

Sie dürfen zwar keine verschreibungspflichtigen Medikamente verordnen. Andere, teils kaum erforschte Substanzen allerdings schon. So wie im Fall des 3-Bromopyruvat. Es ist wenig untersucht und trotzdem pries der Heilpraktiker aus Brüggen es auf seiner Webseite als wirksames Mittel zur Tumorbehandlung an.

Die Heilsversprechen werden in Deutschland nicht überprüft, weil sich keine öffentliche Institution dem annimmt. – Gerd Antes, Deutsches Cochrane Zentrum

Gefahrenabwehr statt Therapieerfolg

Bisher gibt es keine deutschlandweit anerkannte Überprüfung für den Beruf. Die Gesundheitsämter der Länder gehen unterschiedlich vor. Sie prüfen vor allem, ob die angehenden Heilpraktiker Krankheiten richtig diagnostizieren können. Sie sollen später ihre Patienten vor allem nicht in Gefahr bringen.

Wie man sich auf die Prüfung vorbereitet, ist daher jedem freigestellt. Einige besuchen eine Privatschule, andere belegen Fortbildungskurse oder lernen per Fernstudium von zu Hause aus.

Standardisierung geht

Wenn man als Heilpraktiker arbeitet, kann man sich freiwillig einem Berufsverband anschließen. Die haben aber kaum Sanktionsmöglichkeiten, um gefährliches Falschverhalten zu ahnden. Sie können ihre Mitglieder lediglich darauf hinweisen oder sie vom Verband ausschließen, wie Christian Wilms, Präsident des Fachverbands Deutscher Heilpraktiker gegenüber detektor.fm sagte.

Er spricht sich auch dagegen aus, die Ausbildung zu standardisieren. Einzelne Schulen sollen weiterhin bestimmte Schwerpunkte setzen können.

Es gibt über 300 Therapieformen, die sind nicht alle in einer Ausbildung unterzubringen. – Christian Wilms, Präsident des Fachverbands Deutscher Heilpraktiker

Andere Länder jedoch haben feste Standards eingeführt. In der Schweiz beispielsweise gibt es landesweit einheitliche Prüfungen für vier verschiedene Spezialgebiete von Ayurveda-Medizin bis traditionelle chinesische Medizin.

Nach den drei Todesfällen in Brüggen diskutieren auch einige Politiker wieder verstärkt über die Ausbildung von Heilpraktikern. Ob ihre Therapien besser überprüft werden sollten und welche Möglichkeiten es dafür gäbe, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Doris Hellpoldt mit Redakteurin Claudia Doyle gesprochen.

Heilpraktiker in der Kritik 05:26

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