In Deutschland werden so wenig Kinder wie sonst nirgendwo geboren. In Skandinavien ist das anders, die Geburtenrate in Finnland ist beispielsweise deutlich höher. Wohl auch, weil der Staat jungen Eltern unter die Arme greift.
Staatliche Unterstützung für Eltern
Dort herrschen aus deutscher Sicht regelrecht paradiesische Zustände: Während in Deutschland werdende Eltern von einem Einkauf zum nächsten eilen, bestellen 95% der Finnen die sogenannte „Baby Box“. Die enthält Kleidung, Pflegeprodukte, Spielzeug und vieles mehr. Die Box selbst lässt sich auch als Baby-Bett verwenden. Das Angebot gibt es in Finnland seit 1937. Die Pakete stehen auch symbolisch für die kräftige Unterstützung, die Eltern in Skandinavien traditionellerweise vom Staat erhalten.
Konservatives Deutschland
In Deutschland hingegen wird heftig über KiTa-Ausbau und Betreuungsgeld gestritten. Auch bei der finanziellen Förderung für Famillien herrscht ein ideologischer Grabenkampf. Als einer von wenigen Staaten hält die Bundesrepublik am Ehegattensplitting fest, obwohl es die klassische Alleinverdiener-Ehe begünstigt. Auch Arbeitgeber tun sich häufig schwer, Eltern angemessen zu unterstützen.
In Deutschland wurde Familie immer sehr privat gelebt. Die Leitbilder, die wir heute noch haben, entsprechen der Idylle der 50er Jahre. – Rose Volz-Schmidt, Wellcome
Mehr Unterstützung gewünscht
Dabei würden sich viele junge Familien über Unterstützung freuen. Kita-Plätze sind hart umkämpft und viele junge Mütter wünschen sich einen schnellen Wiedereinstieg in den Beruf. Die Betreuung des Nachwuches ist durch flexible Arbeitsverhältnisse und Mobilität schwieriger geworden: Wo früher Verwandte und Nachbarn helfen konnten, sind viele Eltern kleiner Kinder heute auf sich allein gestellt. Mit der Initiative „Wellcome“ soll sich das ändern. Das Sozialunternehmen vermittelt Ehrenamtliche, die Eltern nach der Geburt unter die Arme greifen.
Privates Engament für junge Eltern
Über das Thema hat detektor.fm-Moderatorin Teresa Nehm mit Rose Volz-Schmidt gesprochen. Die Sozialunternehmerin hat „Wellcome“ gegründet und hofft, mit ehrenamtlichen Engagement das aufzufangen, was die deutsche Gesellschaft vernachlässigt.