„Ehe für alle“ in Amerika
Das Recht zu heiraten ist ein Grundrecht. Zumindest in den USA. Mit einem historischen Urteil hat das oberste US-Gericht Schwulen und Lesben nun in ganz Amerika erlaubt, zu heiraten. Der Oberste Gerichtshof erklärte das Verbot von gleichgeschlechtlichen Eheschließungen für verfassungswidrig.
Die amerikanische Verfassung garantiere landesweit ein Recht auf gleichgeschlechtliche Eheschließungen, urteilten die Richter am Freitag. Dabei fiel die Entscheidung denkbar knapp aus. Die bislang noch bestehenden Verbote müssen nun aufgehoben werden.
Amerika vor der Zerreißprobe
Die Freude über das Urteil ist groß, aber der Kampf um gleiche Rechte ist längst nicht beendet. Schwule, Lesben und Transsexuelle werden in den Vereinigten Staaten wegen ihrer sexuellen Orientierung gekündigt werden. Restaurants und Läden verweigern ihnen den Service verweigern und Hotels die Unterkunft. Das wird auch für die Flitterwochen gelten.
Es geht also um mehr als nur das Eherecht. Es geht darum, wie Homosexuelle vollends in die amerikanische Gesellschaft aufgenommen werden. Das Urteil ist dementsprechend ein großer Schritt zur Gleichbehandlung. Doch das Urteil spaltet ebenso die amerikanische Gesellschaft.
Die Republikaner reagieren wie erwartet und wollen sich in diesem Kulturkampf nicht geschlagen geben. Auch rund hundert evangelische Kirchenführer reagierten umgehend mit einer gemeinsamen Erklärung gegen das Urteil und lehnten es ab; ebenso Vertreter der katholischen Bischofskonferenz in den USA. Skurrile Züge nahm der Gegenprotest in San Francisco an. Dort protestieren bei der Gay Pride mehrere Männer in jüdische Gebetskleidung, die aber keine Juden waren, sondern mexikanische Tagelöhner. Sie wurdem von orthodoxen Juden dafür bezahlt.
Urteil mit Vorbildfunktion
Das Grundsatzurteil des Obersten Gerichtshofs dürfte weltweite Strahlkraft besitzen. Und auch Irland ging jüngst den Schritt zu mehr Gleichstellung Homosexueller. In Deutschland wird derweil über gleichgeschlechtliche Ehe weiter heftig diskutiert.
Nun wächst auch der Druck auf die schwarz- rote Bundesregierung wächst, hierzulande die „Ehe für alle“ zu erlauben. Doch das wird, mit Verweis auf den grundgesetzlichen Schutz von Ehe und Familie, bislang verweigert – zumindest von der Union.
Ist diese Begründung haltbar? Darüber hat detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange mit dem Rechtsanwalt Achim Doerfer gesprochen.
Redaktion: Carsten Jänicke