Christian Wulff macht Schluss. Das Hängen und Würgen, wie es viele in den letzten Wochen empfanden, hat damit ein Ende.
Mit dem Bundespräsidenten wird traditionell höflich, aber nicht unbedingt zimperlich umgegangen. Aber die Causa Wulff ist bisher ohne Beispiel. Und ein Rücktritt unter derartigem Druck ebenso.
Dieser Rücktritt ist seit Wochen gefordert worden – besonders heftig war die Debatte nach Neujahr. Für den Publizisten Hajo Schumacher, den Hauptstadtkorrespondenten Dieter Wonka sowie Satiriker und Herausforder Martin Sonneborn war der Rücktritt schon Anfang Januar überfällig. Auch in Europa ist über Wulff diskutiert worden, wenn auch mit etwas mehr Wohlwollen, wie Brüssel-Korrespondent Peter Ehrlich und London-Korrespondent Jürgen Krönig berichteten.
Heute nun ist Christian Wulff zurückgetreten – und bevor die Nachfolge-Debatte entbrennt, ist es Zeit für Analysen und Einordnungen:
Der Politik-Chef: Angela Merkel, was nun?
Der Rücktritt von Christian Wulff wird im politischen Berlin offenbar größtenteils mit Erleichterung aufgenommen. Fällt doch damit eine große Last von der Koalition. Aber er schafft auch Probleme für Kanzlerin Merkel, sollte doch ihr dritter Bundespräsident über jeden Zweifel erhaben sein.
Und wie steht es um die Presse? Christian Wulff beschuldigte in seiner Erklärung die Presse dafür, dass er sein Amt nicht mehr mit dem nötigen Vertrauen ausüben könne. Zurecht? Über die Rolle der Presse, den enormen Druck auf die Kanzlerin, die Rolle der Staatsanwälte aus Hannover und mögliche Hintergründe des Handelns dieser Staatsanwälte haben wir mit Heribert Prantl gesprochen.
Die Würde des Amtes lag im Dreck. – Heribert Prantl
Der Biograph: Christian Wulff, was nun?
Viele hatten es schon fast nicht mehr für möglich gehalten, aber der Antrag auf Aufhebung der Immunität durch die Staatsanwaltschaft Hannover war offenbar selbst für den hartnäckigen Christian Wullf zu viel. Wie geht es jetzt mit Wulff weiter? Armin Fuhrer hat sich monatelang mit Christian Wulff beschäftigt, die Biographie „Der Marathon Mann“ veröffentlicht – und mit detektor.fm Wulffs Rücktritt gesprochen.
Er kann natürlich in die Wirtschaft gehen. Ich glaube allerdings nicht, dass diejenigen Leute, die er als Freund bezeichnet hat, ihm da weiterhelfen. – Armin Fuhrer
Der Rücktrittsforscher: spät, aber gut
Wäre früher also besser gewesen, oder war jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen? Wir fragen das einen Mann, der sich mit der Materie auskennt und Rücktritte analytisch anschaut: den Historiker Michael Philipp, Autor des Buches „Politische Rücktritte in Deutschland von 1950 bis heute“.
Er hat heute eine Größe, ein Format bewiesen, was ihm nach seinem kläglichen Interview im Fernsehen gar nicht mehr zuzutrauen war. – Michael Philipp