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Pfefferspray ist eines der beliebtesten Mittel zur Selbstverteidigung. Foto: USACE park rangers train for self defense | CC BY 2.0 | U.S. Army Corps of Engineers / flickr.com.

Immer mehr verkaufte Waffen

Die neue deutsche Angst

Immer mehr Menschen in Deutschland legen sich Waffen zu, vom Pfefferspray bis zur Schreckschusspistole. Sei es die Silvesternacht in Köln oder der Stellenabbau bei der Polizei: Für viele Deutsche gibt es scheinbar gute Gründe, aufzurüsten.

Deutschland besitzt ein sehr restriktives Waffen-Gesetz. Wer beispielsweise eine Pistole zu Hause in der Schublade liegen hat oder bei sich tragen möchte, braucht dazu nicht nur einen guten Grund, sondern vor allem einen Waffenschein. So benötigt man für das Tragen von Reiz-, Signal- oder Schreckschusswaffen einen sogenannten kleinen Waffenschein. Dieser wurde allein von Ende November 2015 bis Ende Januar diesen Jahres rund 21.000 Mal ausgestellt.

Wenn man an bewaffnete Bürger denkt, kommen einem in erster Linie Länder wie die USA in den Sinn, doch auch die hiesigen Haushalte haben über die Jahre eine beachtliche Sammlung an Kampfgeräten zusammengetragen: Rund 5,8 Millionen legale und geschätzte 20 Millionen illegale Waffen existieren in Deutschland.

Pfefferspray als Verkaufsschlager

Doch auch für Menschen, die ohne Schein bewaffnet sein wollen, gibt es zahlreiche legale Alternativen zur Selbstverteidigung, bei deren Kauf quasi keine Hürden abseits der Altersbeschränkung existieren. So lässt sich zum Beispiel Pfefferspray ohne größere Umstände im Internet oder in einem Waffengeschäft erwerben. Ähnlich verhält es sich mit anderen Sprühwaffen wie Tierabwehrspray und CS-Gas-Spray.

Wir haben aktuell keinen signifikanten Anstieg von Gewaltstraftaten. – Andreas Mayer, Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes

Doch nicht nur Kleinwaffenhändler, sondern auch Selbstverteidigungskurse finden in diesen Tagen einen stark gestiegenen Zulauf, besonders bei Frauen. Dabei helfen solche Techniken nach Meinung der Experten nur bei konstanter und langer Übung.

Verunsicherung durch mediale Berichterstattung

Doch woher kommt diese scheinbar neue Angst, die mitunter schon an eine kollektive Paranoia erinnert? Wer die Nachrichtenmeldungen der letzten Monate verfolgt hat, der kam an Terrorwarnungen, IS-Anschlägen, der vermeintlichen Überforderung durch die gestiegene Zahl an Flüchtlingen und Ereignissen wie der eskalierten Silvesternacht in Köln nicht vorbei. Wenn man dazu noch auf den oft kolportierten Personalnotstand bei der Polizei blickt, erklärt sich zumindest ein Stück weit, warum immer mehr Bürger den Drang haben, sich zu bewaffnen.

Das Sicherheitsgefühl wird auch beeinflusst durch eine intensive Medienberichterstattung. – Andreas Mayer

Doch die zahlreichen neugekauften Schreckschusspistolen und Pfeffersprays bieten oft nur ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Das sagt auch Andreas Mayer. detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf hat mit ihm über die gesunkene gefühlte Sicherheit der Deutschen gesprochen. Er ist Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

Andreas Mayer - ist der Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.

ist der Geschäftsführer der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes.
Es ist nicht im Sinne der Polizei, wenn die Bevölkerung aufrüstet, um sich vor vermuteten oder vermeintlichen Gefahren zu schützen.Andreas Mayer
Die neue deutsche Angst 06:32

Redaktion: Markus Vorreyer

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