Nichttrinker nicht vorgesehen
Die Ursache für den übermäßigen Alkoholkonsum in Deutschland ist laut Suchtexperten unter anderem der niedrige Preis. Außerdem sei es gesellschaftlich nicht vorgesehen, grundlos keinen Alkohol zu trinken, schreibt Peter Richter in seinem Buch „Über das Trinken“. Der Alkoholrausch sei eines der wertvollsten Kulturgüter und es sei zu befürchten, dass es beim Trinken zu einer ähnlich restriktiven Gesundheitspolitik komme, wie zuletzt beim Rauchen. Wer nicht trinkt, der sei in Deutschland eher ein sozialer Störfall, als einer, der zu viel trinkt.
Die Deutschen trinken zu viel
Zum heutigen Weltdrogentag warnt das Statistische Bundesamt vor den Folgen von zu viel Alkohol. Ist der Konsum in Deutschland so problematisch, wie es die aktuellen Zahlen andeuten? Laut der Weltgesundheitsorganisation wird in Deutschland tatsächlich viel mehr getrunken als in anderen Ländern. Weltweit liegt der Alkoholkonsum nicht einmal halb so hoch wie in der Bundesrepublik. Auch in unseren europäischen Nachbarländern wird pro Jahr etwa ein Liter reiner Alkohol weniger getrunken.
Gesundheitliche Störungen durch Alkohol
Über den Alkoholkonsum in Deutschland haben wir mit Ludwig Kraus gesprochen. Er leitet das Institut für Therapieforschung in München, das neben Pathologischem Spielverhalten, Adipositas und Essstörungen auch substanzbezogene Störungen durch Alkohol, illegale Drogen, Medikamente und Tabak untersucht. Seit 1980 gibt das Institut den Epidemiologischen Suchtsurvey heraus, eine repräsentative Erhebung zum Gebrauch und Missbrauch psychoaktiver Substanzen, die vom Bundesministerium für Gesundheit gefördert wird.
Maximal fünf Drinks pro Gelegenheit
Nach Informationen des Instituts für Therapieforschung bewegt sich der Alkoholkonsum in Deutschland trotz rückläufiger Tendenzen bei Erwachsenen und Jugendlichen immer noch in einem hohem Bereich. Ludwig Kraus empfiehlt deshalb, die Folgen zu kalkulieren und sich an Grenzwerte zu halten. So sollten nicht mehr als fünf alkoholische Getränke pro Gelegenheit konsumiert werden, an zwei bis drei Tagen pro Woche am besten gar kein Alkohol. Im Gegensatz zu den skandinavischen Ländern setze Deutschland nämlich eher auf individuelle Prävention anstatt mit Steuern und Regeln den Alkoholkonsum zu senken.