In Deutschland gibt es pro Jahr etwa 2,5 Millionen Unfälle. Bei etwa 300.000 Unfällen sind Verletzte darunter. Die Einsatzkräfte geben ihr bestes, um so schnell wie möglich vor Ort zu sein und so den Verletzten zu helfen. Doch nicht selten hält sie etwas von der Arbeit ab: Gaffer.
Der „Gaffer-Prozess“
Im Juli 2015 ist ein Auto in eine Eisdiele gekracht. Es starben zwei Menschen, mehrere wurden verletzt. Ein Mann wollte sich das näher ansehen und lief an der Absperrung vorbei. Als ihn die Polizisten aufforderten, den Bereich zu verlassen, griff er sie an. Nun hat ein Gericht das Urteil gefällt: vier Monate Haft für den bereits vorbestraften Mann. Seine zwei mitangeklagten Brüder müssen Geldstrafen in Höhe von 100 bzw. 150 Euro zahlen.
Ein Gesetz gegen Gaffer?
Doch gegen die Sensationsgier einiger Bürger gibt es noch kein Gesetz. Auch wenn sie damit die Arbeit der Rettungskräfte erschweren.
Das Gaffen als solches ist ja erst mal nicht strafbar nach gegenwärtigem Recht. – Achim Doerfer
Eine Initiative aus Niedersachsen möchte das nun ändern. Sie hat einen Gesetzentwurf eingereicht, der auch schon beim Bundestag eingegangen ist. So sollen Gaffer in Zukunft eine Geld- oder Haftstrafe bekommen, wenn sie die Unfallstelle fotografieren. Doch einige gehen noch einen Schritt weiter und fordern ein generelles „Gaffen-Verbot“.
Es soll nicht nur das Fotografieren unter Strafe gestellt werden, sondern das Gucken als solches. Und das, meine ich, geht dann doch zu weit. – Achim Doerfer
Alternative Versuche
Doch bis ein solches Gesetz in Kraft tritt, müssen sich die Rettungskräfte anderweitig gegen die Gaffer zur Wehr setzen. In Nordrhein-Westfalen werden dafür zum Beispiel mobile Sichtschutzwände eingesetzt. So wird der Unfallort abgeschirmt und die Gaffer kommen nicht in Versuchung, stehen zu bleiben oder Fotos zu schießen.
Was hinter dem „Gaffer-Urteil“ steckt und ob überhaupt verstärkte Gesetze gegen Gaffer möglich sind, das hat Rechtsanwalt Achim Doerfer im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer erklärt.