Unterschiedliche Blickwinkel
Beim Abbiegen nicht aufgepasst, zu schnell durch die Stadt gefahren, betrunken hinters Steuer gesetzt. Unfälle passieren aus ganz unterschiedlichen Gründen. Mal macht ein unerfahrener Fahrer einen Flüchtigkeitsfehler, der Leben kostet. Mal rast der Rentner mit überhöhter Geschwindigkeit durch die Stadt und verliert die Kontrolle über das Fahrzeug. Gemeinsam haben diese Fälle meistens nur eines: die Bevölkerung findet das Urteil im Anschluss zu lasch.
Achim Doerfer meint, dass dies oft auf unterschiedlichen Bewertungen des Falles beruhe. Die Bevölkerung, überwiegend juristische Laien, sehen vor allem den „Erfolgsunwert“: eine schwer verletzte Person oder vielleicht sogar das Todesopfer. Und wo jemand ums Leben kommt, muss die Strafe entsprechend ausfallen. Das Gericht aber sieht auch den „Handlungsunwert“: Wie ist es zum Unfall gekommen, welche Schuld trägt der Angeklagte dabei? Gerade bei Unfällen, bei denen der Verursacher nur einen Bruchteil einer Sekunde unaufmerksam war und es deswegen zu einem Unfall gekommen ist, ist die Schwere der Schuld nur schwer einzuschätzen. Fehler passieren, auch im Straßenverkehr.
Verkehrsunfall: Betrunken und schuldunfähig?
Anders ist es beim Fahren unter Alkoholeinfluss oder bei stark überhöhter Geschwindigkeit. Wie das zu bewerten ist und welche Faktoren bei der Urteilsfindung nach Verkehrsunfällen eine Rolle spielen, besprechen detektor.fm-Redakteurin Rabea Schloz und der Rechtsanwalt Achim Doerfer anhand von drei Urteilen. Beide stellen fest: alles gar nicht so einfach.