Kaiser dankt ab
Nicht zum ersten Mal bricht der japanische Kaiser Akihito mit den Traditionen. Er war der erste japanische Kaiser überhaupt, der eine Ehe mit einer bürgerlichen Frau einging. Nun ist er auch der erste Kaiser seit 200 Jahren, der noch vor seinem Lebensende seinen Anspruch auf den Thron aufgibt. Bereits im Sommer 2016 verkündet der Regent seinen Wunsch, abdanken zu dürfen. Da die Abdankung des Kaisers in der japanischen Verfassung eigentlich nicht vorgesehen ist, muss die Regierung eigens dafür ein Sondergesetz verabschieden. Am 1. Mai übernimmt nun Kronprinz Naruhito das Amt seines Vaters. Er ist dann offiziell der 126. Tennô Japans.
Beginn einer neuen Zeitrechnung
Mit dem Thronwechsel beginnt in Japan auch ein neuer Abschnitt in der Zeitrechnung. Dort gilt nämlich nicht der gregorianische Kalender, sondern das sogenannte Nengō-System. Das bedeutet, mit jedem neuen Kaiser beginnt die Zählung der Jahrezahlen wieder von vorn. Begleitet wird die neue Ära von einer bestimmten Herrschaftsdevise, die als übergeordnetes Motto dient. Dieses Motto lautet „Reiwa“, was so viel bedeutet wie „harmonisches Glück“.
Alles das, was ab dem 1. Mai 2019 an offiziellen Dokumenten ausgestellt wird, die Familienregister, Führerscheine, werden dann das Jahr Reiwa 1. tragen. – Dr. Maik Hendrik Sprotte
Auch bei der Wahl dieses Mottos wurde mit den japanischen Traditionen gebrochen. Denn das Motto wurde nicht wie sonst üblich, der chinesischen Literatur entnommen, sondern bezieht sich auf ein japanisches Gedicht.
Über den Thronwechsel in Japan und die damit eingeleutete Ära „Reiwa“ spricht detektor.fm-Moderatorin Amelie Berboth mit Dr. Maik Hendrik Sprotte. Er lehrt Sozial‐ und Kulturgeschichte Japans an der Freien Universität Berlin.
Redaktion: Yannic Köhler