Grundstein für Paralympics legt das Team 2015
Im Oktober 2015 fehlt für Christoph Herzog und die Sitzvolleyball-Nationalmannschaft nur noch ein Schritt. Im Finale der Europameisterschaft trifft das Team auf den hohen Favoriten Bosnien-Herzegowina. Aber eigentlich wird das Spiel zur Nebensache:
Wir haben das Halbfinale 3:2 gegen Russland gewonnen. Das war für uns das entscheidende Spiel des gesamten Turniers. – Christoph Herzog, Sitzvolleyballer
Durch den Finaleinzug hat sich die deutsche Mannschaft für die Paralympics 2016 in Rio qualifiziert. Im Finale verlor das Team gegen Bosnien-Herzegowina dann deutlich. Aber da man sich im Finale ohnehin nicht viel ausgerechnet hat und die erfolgreiche Qualifikation mehr als ein Trostpflaster war, blickt Christoph Herzog gern auf die Heim-Europameisterschaft 2015 zurück.
Bald sitzt Christoph Herzog mit der Mannschaft im Flieger nach Rio. Es sind seine zweiten Paralympics – das Pendant zu den Olympischen Spielen für Sportler mit körperlicher Beeinträchtigung. In London 2012 gewann er Bronze. Nun sagt er selbstbewusst:
Eine Bronzemedaille ist auf jeden Fall wieder unser erstes Ziel. Wir wollen dieses Mal aber – wenn wir ins Halbfinale kommen – versuchen, alles in dieses Spiel zu legen. Wir wollen Bosnien-Herzegowina oder den Iran ärgern und dann ins Finale. – Christoph Herzog
Iran und Bosnien-Herzegowina fast unbezwingbar
Das die deutsche Mannschaft in einem möglichen Halbfinale auf eine dieser beiden Mannschaften trifft, ist fast schon sicher. Seit 1999 hat Bosnien-Herzegowina alle kontinentalen Titel in Europa gewonnen. Noch länger hält die gemeinsame Siegesserie des Iran und Bosnien-Herzegowinas an. Seit 1990 teilen sich die beiden Nationen den Weltmeistertitel untereinander. Viermal gewann in dieser Zeit der Iran. Dreimal Bosnien-Herzegowina.
Im Iran ist Sitzvolleyball Nationalsport. Die hauptberuflichen Spieler verdienen in der Saison fünfstellige Dollarbeträge und trainieren täglich. Herzog trainiert in nicht-paralympischen Jahren zwei- bis dreimal in der Woche. Christoph Herzog wird von der Deutschen Sporthilfe und dem Olympiastützpunkt Leipzig gefördert. Dennoch kann er vom Sport nicht leben. Eine gute Vorbereitung auf die Paralympics ist deshalb nur möglich, weil er von seinem Arbeitgeber, dem Sächsischen Behindertensportverband, für Trainingslager und zusätzliche Einheiten freigestellt wird.
Im Kaderschmiede-Gespräch mit detektor.fm-Redakteur Robin Theodor Schäfer erzählt Christoph Herzog, welche Qualitäten die deutsche Sitzvolleyball-Nationalmannschaft besitzt, welche Erwartungen er an die Paralympischen Spiele in Rio hat und warum die Nationalmannschaft im Juni zu einem Trainingslager in den Iran aufgebrochen ist.