Aufstehen mit Internet Bots: morgens aufwachen und ran an das Smartphone. Die Timeline bei Facebook ist für viele der Frühstücksbegleiter. Das oft geteilte neue Katzenvideo einer Freundin erscheint als erstes, später folgen Nachrichten über politische Ereignisse. Facebook ändert ständig seine Algorithmen. Es erscheinen geteilte und mit ,,Gefällt mir“ markierte Artikel öfter als andere Posts, die weniger blaue Daumen abbekommen.
Internet Bots als Fake-Accounts
Dieses System nutzen sogenannte ,,Social-Bots“ oder ,,Internet-Bots“. Es sind fiktive Internetprofile, die sich im Netz wie reale Personen verhalten sollen. In sozialen Netzwerken können sie Beiträge posten und liken, jedoch häufig nicht interagieren und auf Fragen antworten.
Gerade politische Extreme eignen sich für Social-Bots, weil sie einseitige Ansichten verstärken können. – Ella Daum, Redakteurin vom Katapult-Magazin
Es werden im Netz rund 100 Millionen solcher Bots vermutet. Die Neue Züricher Zeitung geht davon aus, dass 20 Prozent der Internetprofile als solche bezeichnet werden können.
Durch die Lenkung dieser digitalen Stimmgewalt erhalten gewisse Beiträge größere Aufmerksamkeit als andere. Die Karte des Katapult-Magazins richtet ihren Schwerpunkt auf Bots im rechten Politik-Spektrum. Mit dem Spitzenwert von 12.176 bezogen sich im letzten Jahr die meisten Bots auf Frauke Petry von der AfD.
Lesen nur, was gefällt
Edgar Wagner, ehemaliger Datenschutzbeauftragter von Rheinland-Pfalz, befürchtet durch die Dominanz der Internetriesen einen technologischen Totalitarismus. Durch den Vorzug beliebter Artikel wird es für den Nutzer schwieriger, an hintergründige Informationen zu gelangen.
59 Prozent der Nutzer sozialer Medien teilen Artikel, ohne selbst die Überschrift gelesen zu haben. – Ella Daum
Durch den Verbleib in der Filterblase oder Echokammer können eigene Ansichten verstärkt werden. Dabei sei Pluralität in der Demokratie von großer Bedeutung, betont Edgar Wagner. Er fordert daher die Gesellschaft auf, das digitale Nutzerverhalten zu überdenken und sieht dazu auch den Staat in der Pflicht.
Über die Inhalte der Karte der Woche hat detektor.fm-Moderator Alexander Hertel mit Ella Daum vom Katapult – dem Magazin für Sozialwissenschaft und Kartografik gesprochen.
Die „Karte der Woche“ und „Zahlen, bitte!“
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