Play
Kindesmisshandlungen sind in Deutschland ein größeres Problem, als viele vermuten. Foto: Nachdenkliches Kind | Katja / flickr.com / CC BY-ND 2.0

Kindesmisshandlung in Deutschland

Hinter verschlossenen Türen

Kindesmisshandlung scheint in Deutschland kein großes Thema zu sein. In den Medien liest man eher selten von misshandelten Kindern. Die Kriminalstatistik für das Jahr 2016 ist aber Anlass zur Sorge. Im vergangenen Jahr starben in Deutschland mehr als 130 Kinder durch Gewalt.

Kindesmisshandlung

Die aktuelle UNICEF-Studie „A familiar Face. Violence in the lives of children and adolescents“ hat die Diskussion über Kindesmisshandlung wieder entfacht. Als Krisenherde in Bezug auf den Kinder- und Jugendschutz werden darin vor allem Lateinamerika, der Nahe Osten und Entwicklungsländer ausgemacht. Deutschland kommt in der Studie gut weg. Es wird in den meisten Statistiken gar nicht erst mitaufgeführt, weil die Werte im internationalen Vergleich nicht besonders hoch sind. Trotzdem ist die Zahl der Delikte von Gewalt gegen Kindern von 2015 auf 2016 angestiegen: Vergangenes Jahr kamen 133 Kinder durch Gewalt ums Leben, 4204 Misshandlungen sind registriert worden. Sollte man also auch in Deutschland wieder über das Thema diskutieren?

Kinder aus zerrütteten Familien betroffen

Ja, findet die Deutsche Kinderhilfe. Rainer Becker ist Vorsitzender des Vereins. Er betont, dass das Problem in Deutschland zwar nicht mit der Situation in Entwicklungsländern vergleichbar sei, es aber durchaus Verbesserungsbedarf gibt. Vor allem im Vergleich zu den skandinavischen Ländern habe Deutschland in Sachen Kinderschutz einiges nachzuholen.

Ein Viertel der deutschen Kinder hat Statistiken zufolge in den letzten zwölf Monaten Gewalt erlebt. – Rainer Becker, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe

„Die Gewalt kommt dabei überwiegend aus dem familiären Umfeld“, sagt Becker. Vor allem Kinder, deren Eltern sich gerade getrennt haben oder sich in einem Streit um das Sorge- oder Umgangsrechts befinden, sind demnach gefährdet. „Unsere eigenen Studien haben ergeben, dass jedes vierte Kind im Zusammenhang mit einer Trennung zu Tode kommt.“

Knapp über 4000 Misshandlungen – das klingt vielleicht erst einmal so, als sei Kindesmisshandlung eine Seltenheit. „Der Begriff der Kindesmisshandlung wird aber häufig falsch verstanden. In der Statistik meint das ausschließlich die Misshandlung von Schutzbefohlenen, also nur die schwersten Fälle“, erklärt Rainer Becker von der Kinderhilfe. Darunter fällt zum Beispiel das Ausschlagen von Zähnen, gebrochene Knochen oder Verbrennungen. Die Zahl der Körperverletzungen bei Kindern schätzt Becker auf das Zehn- bis Zwanzigfache.

detektor.fm-Moderator Christoph Dziedo hat mit Rainer Becker, dem Vorstandvorsitzenden der Deutschen Kinderhilfe, gesprochen.

Rainer Becker  - Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe

Vorstandsvorsitzender der Deutschen Kinderhilfe
In einem Land, das so hoch entwickelt ist, muss man sagen: Da geht noch mehr. Und wir sind was Kinderschutz angeht doch noch im Vergleich zu skandinavischen Ländern Entwicklungsland.Rainer Becker
Gewalt gegen Kinder ist in Deutschland ein Problem 06:50

Volles Programm, (aber) null Banner-Werbung

Seit 2009 arbeiten wir bei detektor.fm an der digitalen Zukunft des Radios in Deutschland. Mit unserem Podcast-Radio wollen wir dir authentische Geschichten und hochwertige Inhalte bieten. Du möchtest unsere Themen ohne Banner entdecken? Dann melde dich einmalig an — eingeloggt bekommst du keine Banner-Werbung mehr angezeigt. Danke!

detektor.fm unterstützen

Weg mit der Banner-Werbung?

Als kostenlos zugängliches, unabhängiges Podcast-Radio brauchen wir eure Unterstützung! Die einfachste Form ist eine Anmeldung mit euer Mailadresse auf unserer Webseite. Eingeloggt blenden wir für euch die Bannerwerbung aus. Ihr helft uns schon mit der Anmeldung, das Podcast-Radio detektor.fm weiterzuentwickeln und noch besser zu werden.

Unterstützt uns, in dem ihr euch anmeldet!

Ja, ich will!

Ihr entscheidet!

Keine Lust auf Werbung und Tracking? Dann loggt euch einmalig mit eurer Mailadresse ein. Dann bekommt ihr unsere Inhalte ohne Bannerwerbung.

Einloggen