Krankenkassen im Minus
Die Krankenkassen schreiben tiefrote Zahlen. Nach einem Bericht des Handelsblatts verzeichnen die Kassen im ersten Halbjahr 2015 bereits ein Minus von fast einer halben Milliarde Euro. Was ist mit den milliardenschweren Rücklagen der Krankenkassen passiert?
Im letztem Jahr profitierten zahlreiche Versicherte von der bislang größten Rückerstattung von überschüssigen Beiträgen. Jetzt drohen wieder Beitragserhöhungen für viele gesetzlich Versicherte.
Flucht in Zusatzbeiträgen
Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung wurde mit der Einführung des Gesundheitsfonds im Jahr 2009 grundsätzlich refomiert. Seitdem gilt bundesweit ein einheitlicher Beitragssatz für jeden, der gesetzlich krankenversichert ist. Dieser Beitragssatz wird einheitlich von allen Krankenkassen eingezogen.
Per Gesetz wurde im diesem Jahr der allgemeine Beitragssatz abgesenkt. Verändern kann ihn allein durch den Gesetzgeber. Deshalb drohen unmittelbare Beitragserhöhungen allein bei den Zusatzbeiträgen der jeweiligen Krankenkassen.
Die Versicherungen verfügen eigentlich über hohe finanzielle Rücklagen in zweistelliger Milliardenhöhe. Die Rücklagen werden nun allmählich durch die laufenden Defizite verringert. Allerdings sind die Reserven aller deutscher Krankenkassen insgesamt sehr ungleichmäßig verteilt. Einige Versicherer haben hohe Finanzpolster, andere fast gar keine. Aus diesem Grund bleibt ihnen nur die Möglichkeit, die Zusatzbeiträge zu erhöhen. Bezahlen müssen am Ende die Mitglieder der jeweiligen Krankenkassen.
Es lohnt sich immer, zu schauen, was bietet meine Krankenkasse an Satzungsleistungen an, das sind Leistungen die nur für Versicherte der einen Krankenkasse gelten und neben den gesetzlichen Leistungen zusätzlich gewährt werden. – Ann Marini, Sprecherin des Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV)
Erhöhung der Beiträge kommt
Nach jahrelangen Überschüssen wird nun also das Geld bei den Kassen wieder knapper. Schon jetzt erheben fast alle gesetzlichen Versicherungen Zusatzbeiträge, um ihre Verluste zu kompensieren und ihre Reserven zu schonen. Dieser Trend wird sich laut Ann Marini künftig weiter fortsetzen. Es müsse mit einem Anstieg der Beiträge zum Jahreswechsel gerechnet werden.
Vor allem die deutlichen Steigerungen in den drei großen Ausgabenblöcken Arzneimittel, Krankenhaus- und Arztkosten führen zu einer deutlichen Verteuerung. Zeitgleich sind eine Reihe von neuen Gesetzesreformen im Gesundheitswesen auf dem Weg, welche den Kassen zufolge die Kosten erhöhen.
Mehr zu den Hintergründen weiß Ann Marini, Sprecherin des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherungen. Mit ihr hat detektor.fm-Moderatorin Constanze Müller über die Kassenlage der Krankenkassen gesprochen.
Redaktion: Carsten Jänicke