Gleichberechtigung – Theorie und Praxis
In unserer Gesellschaft ist viel in Bezug auf Gleichberechtigung von Frauen erreicht worden. Doch werden diese Errungenschaften immer wieder konterkariert.
Wenn Kinder beispielsweise mit einer Barbie spielen, bekommen sie damit ein klares Ideal vermittelt. Normalerweise sieht Barbie nämlich immer gut aus. Und am liebsten macht sie Karriere als Hochzeitsplanerin, Yoga-Lehrerin oder Schauspielerin.
Barbie kann Computer
Jetzt soll Barbie aber noch mehr können – nämlich programmieren. Dazu hat die Herstellerfirma Matell einen englischen Comic veröffentlicht, mit dem Titel „Barbie – I can be a Computer Engineer“. Barbie kann also auch mit Computern umgehen – so zumindest scheint es.
Doch bei näherem hinschauen wird deutlich, dass Barbie als Programmiererin immer auf die Hilfe von Männern angewiesen ist. Der Comic zeigt einmal mehr, dass Barbie beim Thema Gleichberechtigung noch viel aufzuholen hat. Die Puppe hat offensichtlich ein Imageproblem. Seit Jahren werden die unrealistischen Proportionen der Mattel-Spielfigur kritisiert, genauso wie das Barbie-Rollenbild.
Lammily, die Anti-Barbie
Neben dieser Kritik gibt es nun noch eine andere Offensive gegen den Hersteller Matell: die Anti-Barbie-Puppe des Designers Nickolay Lamm.
Auf den ersten Blick eine Puppe, auf den zweiten Blick eine Kampfansage an das von Matell inszenierte Schönheitsideal. Denn Lammily ihrem Erfinder zufolge die Anti-Barbie.
Sie hat keine endlosen Beine, kein geschminktes Gesicht, keine großen Brüste. Die klassischen 90-60-90-Modelmaße sind bei Lammily bewusst weggelassen. Die Maße der Puppe entsprechen vielmehr denen einer amerikanischen Durchschnittsfrau.
Pickel und Schwangerschaftsstreifen
Für die 19-jährige Lammily gibt es zudem recht ungewöhnliche Extras zu kaufen. Zum Beispiel Sommersprossen und Muttermale, aber auch Dehnungsstreifen, Narben und Pickel.
In den USA hat Designer Lamm seine Lammily Kindern zum Spielen gegeben. Das Ergebnis: Die Kinder entschieden sich häufig für Lammily statt für Barbie. Eines sagte sogar: „Sie sieht aus wie meine Schwester“.
Inwieweit die „Anti-Barbie-Puppe“ die bessere Barbie ist und wie sich verstetigte Rollenbilder in unserer Gesellschaft durch alternative Produkte für Kinder aufbrechen lassen, darüber hat Jennifer Stange mit Stevie Meriel Schmiedel gesprochen. Sie ist in der Genderforschung tätig und zeitgleich Vorstandsvorsitzende von Pinkstinks Germany. Der Verein kämpft gegen Unternehmen, die Mädchen mit ihren Produkten in gängige Klischees pressen wollen.
Redaktion: Leef Hansen