Vorwürfe beim WDR
Seit Anfang 2018 sind mehrere Vorwürfe der sexuellen Belästigung im WDR laut geworden. Anfangs hatte der Sender für seinen Umgang mit den Vorwürfen einiges an Kritik geerntet. Inzwischen hat er sich aber einer ausführlichen Untersuchung durch die ehemalige Gewerkschaftschefin Monika Wulf-Mathies unterzogen.
Das Ergebnis ist ein ausführlicher Bericht, in dem sie einen konsequenten „Kulturwandel“ beim Sender fordert. Im WDR, wie in vielen Medienhäusern, herrsche ein „strukturelles Machtgefälle zwischen in der Regel männlichen Chefs und weiblichen Untergebenen, das Raum für Grenzüberschreitungen lässt.“ Vorschläge von Wulf-Mathies sollen in Zukunft umgesetzt werden. Etwa eine neue Dienstvereinbarung und eine dauerhafte externe Beschwerdestelle.
Starre Hierarchien führen zum Machtmissbrauch
Der zentrale Ausgangspunkt von sexueller Belästigung ist dabei letztlich immer Macht. Das sagt zumindest die Publizistin Susanne Klingner. Traditionelle Unternehmensstrukturen mit starkem Machtgefälle zeigen deshalb eine besondere Anfälligkeit für Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung.
Sexuelle Belästigung kann vor allem da gut stattfinden, wo jemand Macht über mich hat. […] Wenn es mein Vorgesetzter ist, dann habe ich ein viel größeres Problem, weil ich befürchten muss, bei der nächsten Beförderungsrunde nicht bedacht zu werden, oder gemobbt werde, weil ich seinen Avancen nicht nachgebe. – Susanne Klingner, Lila-Podcast
Wandel der Unternehmenskultur
Damit Hierarchien nicht zu Machtmissbrauch führen, fordert Klingner deshalb eine bessere Sensibilisierung für das Thema. Und eine vorgelebte Unternehmenskultur. Denn im Grunde sollten alle, vom Azubi bis zum Manager, klar wissen, wie sie sich gegenüber ihren Kollegen und Kolleginnen zu verhalten haben.
Darüber, wie starre Unternehmenshierarchien Machtmissbrauch und sexuelle Belästigung begünstigen, hat detektor.fm-Moderatorin Isabel Woop mit Susanne Klingner gesprochen. Sie moderiert den feministischen Lila-Podcast und ist Textchefin des Wirtschaftsmagazins Plan W der Süddeutschen Zeitung.
Redaktion: Valérie Eiseler & Nora Auerbach