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Eine der untersuchten Zeitungen: Süddeutsche Zeitung. Foto: Süddeutsche Zeitung CC BY-SA 2.0 | Thomas Angermann

Medien und die „Flüchtlingskrise“

Tagesaktuelle Medien zu nah an Eliten?

Seit der sogenannten „Flüchtlingskrise“ wird heftig über die Rolle der Medien diskutiert. Der Medienwissenschaftler Michael Haller hat für die gewerkschaftsnahe Otto-Brenner-Stiftung die Berichterstattung analysiert. Er ist erstaunt über die Berichterstattung über seine eigene Studie.

Mangelhafte Berichte zur „Flüchtlingskrise“

Für die Untersuchung „Die Flüchtlingskrise in den Medien. Tagesaktueller Journalismus zwischen Meinung und Information“ haben der Medienwissenschaftler Michael Haller und sein Team über 30.000 Medienberichte erfasst und ausgewertet. Sie kommen dabei zu dem Ergebnis, dass die tagesaktuellen Medien ihrer Informationsaufgabe während der „Flüchtlingskrise“ nur mangelhaft nachgekommen sind. „Der Informationsjournalismus hat das gesellschaftspolitisch brisante Thema nur sehr einseitig behandelt“, so Haller.

Das Problem ist: Es gibt einen Belehrungsjournalismus, der im wesentlichen die Position der Bundesregierung übernimmt. – Michael Haller, wissenschaftlicher Direktor des Europäischen Instituts für Journalismus und Kommunikationsforschung

Als Ursache macht Haller eine zu geringe Distanz zwischen Journalisten der etablierten Medienhäuser und der politischen Elite aus: „Für die Berliner Journalisten ist Macht besonders sexy.“ Ein weiteres Problem bestehe darin, dass zu selten direkt Beteiligte – beispielsweise Helfergruppen,  die sich um Flüchtlinge kümmern – zu Wort gekommen wären. Doch nicht nur damals, sondern auch heute sieht der Medienwissenschaftler Probleme bei der Berichterstattung.

Vorabmeldung von Die Zeit

Konkret stört Haller sich beispielsweise an einer Vorabmeldung von Zeit Online über seine eigene Studie. Dort heißt es: „Medien haben in der Berichterstattung versagt“. Seitdem wird die Untersuchung des Medienwissenschaftlers kontrovers diskutiert. Einige werfen ihm Populismus und falsche Wortwahl vor, andere zitieren ihn für die These einer nicht funktionierenden Medienlandschaft. Außerdem haben verschiedene Online-Medien die Vorabmeldung aufgegriffen und weiter zugespitzt.

Spekulative Meldungen

Problematisch ist außerdem, dass die aus Sicht von Michael Haller überspitzten Zusammenfassungen auf bloßer Kolportage basieren. Das liegt daran, dass die Studie zunächst exklusiv dem Zeit-Verlag vorlag. Viele Redaktionen haben die Meldung also nicht nur überspitzt, sondern auch ungeprüft übernommen.

Wie deutsche Medien über die Flüchtlingskrise und dann die Untersuchungsergebnisse berichtet haben, darüber hat detektor.fm-Moderator Christian Bollert mit dem Studienleiter Prof. Dr. Michael Haller gesprochen.

Michael Haller - hat die Berichterstattung über die Flüchtlingskrise untersucht.

hat die Berichterstattung über die Flüchtlingskrise untersucht.
Die Berichterstattung war markant einseitig.Michael Haller
Michael Haller über Medien in der Flüchtlingskrise 09:30

Redaktion: Adrian Breda

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