Egal ob Radio, Zeitung oder Fernsehen – fast jedes Medienunternehmen wirbt mit zwei kleinen Worten für sich und sein Produkt: unabhängig und überparteilich. Die Rezipienten – also Hörer, Leser und Zuschauer – haben daran jedoch immer mehr Zweifel. Die Glaubwürdigkeit etablierter Medien scheint nachzulassen.
Wie groß die Zweifel in der Bevölkerung tatsächlich sind und wie man sie überwinden kann, das wollte der Bayerische Rundfunk nun genauer wissen.
Medien in der Glaubwürdigkeitskrise?
Rund 1.000 Menschen ab 18 Jahren hat das Meinungsforschungsinstitut Emnid im Auftrag des Bayerischen Rundfunks zu ihrem Vertrauen in die Medien befragt. Die gute Nachricht: Grundsätzlich halten alle Befragten die Medien durchaus für glaubwürdig und verständlich – allen voran öffentlich-rechtliche Fernsehsender und Tageszeitungen.
Die schlechte Nachricht: Als politisch wie wirtschaftlich unabhängig würde nur die Hälfte der Bevölkerung die Medien bezeichnen. Ein Misstrauen, das laut dem Medienwissenschaftler Michael Haller vor allem besonders dort vorkommt, wo sich Menschen selbst nicht sehr gut mit der Art und Weise wie Journalismus funktioniert auskennen, wo Menschen eine schlechtere Ausbildung haben und häufig auch schon etwas älter sind. Allerdings seien dies nur einige von vielen verschiedenen Gründen dafür, warum insgesamt das Vertrauen in die Medien sinkt.
Jede einfache Erklärung ist nur ein Baustein, um so ein komplexes Moment wie, wie findet gesellschaftliche Orientierung statt, erklären zu können. Da würde man noch weitere Punkte hinzufügen müssen, etwa auch die Erfahrung, dass die Medien in den letzten Jahren […] auch zunehmend flüchtiger geworden sind. – Michael Haller, Medienwissenschaftler
Eine große Überraschung sind die Ergebnisse des Bayerischen Rundfunks für Haller allerdings nicht. Sie würden lediglich das bestätigen, was bereits in zahlreichen ähnlichen Studien in den vergangenen zwei Jahren herausgefunden worden ist.
Mehr Abwechslung auf dem „Medienteller“
Doch was lernen Medienmacher und Journalisten aus all diesen Studien? Und können sie das überhaupt? Ja, findet Michael Haller, der das Angebot der Medien mit einem Mittagessen vergleicht.
Es ist wie jemand, der Hunger hat und jeden Tag Essen geht, aber in der Kantine es nur ein Gericht gibt. Und dieses Gericht schmeckt ihm auch nicht sonderlich, aber er muss es essen. – Michael Haller
Sprich: Die deutschen Medien sollten mehr Abwechslung bieten. Wie die Medien aus ihrem Glaubwürdigkeitsdilemma herausfinden und wie sie da überhaupt hineingeraten sind, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Anna Corves mit dem Medienwissenschaftler Michael Haller gesprochen.