Druck von außen
Unter dem Motto „Da wächst was“ setzen sich Gartenfreunde aus Pankow, Weißensee und dem Prenzlauer Berg gegen den Berliner Senat und Investoren zur Wehr. Die nämlich suchen nach neuem Bauland für die Stadt, die minütlich zu wachsen scheint. Und die zukünftigen Bauherren scheinen ihr Bauland gefunden zu haben: dort, wo sich Kleingarten an Kleingarten reiht.
Investor Arne Piepgras spricht davon, dass auf die 3.000-Hektar-Flächen rund 400.000 Wohnungen passen würden. Noch wurde den Kleingärtnern eine Schutzfrist bis 2020 zugesagt, doch ihre Zukunft wird bereits im Zusammenhang mit dem Kleingarten-Entwicklungsplan diskutiert.
Die Vorbehalte gegenüber Kleingärten haben ihren Ursprung teilweise auch in der Geschichte. So ein Domizil haben sich in der Vergangenheit vornehmlich sozial benachteiligte Leute geleistet. Die Industrialisierung im 19. Jahrhundert hatte neben der Armut auch beengte Wohnverhältnisse und Mangelernährung zur Folge. Die Gärten waren eine Möglichkeit, dem zu entfliehen, mal durchzuatmen und selbst für gesundes Obst und Gemüse zu sorgen.
Gespräche über den Zaun
Das ändert sich mittlerweile. Die Anlagen locken heutzutage immer mehr junge Familien an. Auch sie genießen die Gemeinschaft als Gegensatz zur Anonymität der Stadt. Zusätzlich können so auch die nachfolgenden Generationen lernen, dass zum Beispiel Äpfel und Gurken nicht im Supermarkt wachsen. Die Artenvielfalt unterscheidet die Kleingärten von vielen anderen Grünflächen. Die meisten Parks etwa können das nicht bieten.
Der Kleingarten als Klimaretter
Mit 3.000 Hektar machen die Kleingärten drei Prozent der Berliner Stadtfläche aus. Diese Flächen haben einen positiven Effekt auf die sie umgebenden Gebiete. Belege dafür liefert unter anderem der Deutsche Wetterdienst mit dem „Informationsportal Klimaanpassung in Städten, kurz INKAS„.
Es handelt sich dabei um ein Beratungsportal für Stadt- und Regionalplanung. Dort können die Verantwortlichen direkt die Auswirkungen von baulichen Maßnahmen in der Stadt sehen. Grünflächen sind zum Beispiel kühler als dicht bebaute Betonflächen und übertragen das auch auf ihre Umgebung.
detektor.fm-Redakteurin Carina Fron hat die Kleingärtner von „Bornholm I“ in Berlin besucht und sich mit dem Einfluss vom Kleingarten auf das Klima beschäftigt. Moderator Christian Eichler hat sie von ihren Erkenntnissen erzählt.