Klima und Gerechtigkeit
Die Klimaethik fragt, wie sich Menschen angesichts des Klimawandels moralisch richtig verhalten. Denn die Klimakrise trifft nicht alle Menschen gleich hart. Oft sind die am stärksten betroffen, die selbst nur einen kleinen CO2-Fußabdruck haben: Ärmere Bevölkerungen leiden stärker unter der Klimakrise, obwohl sie nur wenig zu den globalen Treibhausgasemissionen beitragen. Junge Menschen haben einen kleineren CO2-Fußabdruck als ältere, dennoch werden sie die Folgen des Klimawandels stärker zu spüren bekommen. Weil diese ethischen Konflikte sich gegenseitig verstärken, hat der Klimaethiker Stephen Gardiner den Klimawandel als „perfekten moralischen Sturm“ bezeichnet.
Die zehn Verbote
Flugreisen streichen? Kein Fleisch essen? Plastikmüll vermeiden? Wer klimafreundlich leben will, muss auf vieles verzichten. Doch ob Individuen moralisch verpflichtet sind, ihr Scherflein zum Klimaschutz beizutragen, ist in der Klimaethik umstritten. Die größte moralische Verantwortung fällt auf jeden Fall nicht Bürgerinnen und Bürgern zu, sondern nationalen Regierungen und supranationalen Institutionen wie der Europäischen Union. Denn deren Gesetzgebung hat viel mehr Einfluss auf den Klimawandel als das Verhalten von Einzelpersonen.
Christian Baatz ist Juniorprofessor für Klimaethik, Nachhaltigkeit und Globale Gerechtigkeit an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Außerdem leitet er die Forschungsgruppe adjust, die sich für einen gerechteren Umgang mit Klimawandelfolgen einsetzt. detektor.fm-Redakteurin Charlotte Thielmann hat ihn gefragt, ob wir moralisch dazu verpflichtet sind, das Klima zu retten. Warum das streng genommen die falsche Frage ist, erzählt sie im Gespräch mit detektor.fm-Moderatorin Ina Lebedjew.