Seelsorge als Ehrenamt
Christliche Seelsorge ist in deutschen Gefängnissen ein fester Bestandteil des Alltags. Allerdings sind muslimische Seelsorger immer noch die Ausnahme. Denn Imame, die Gefängnisse besuchen und sich um Häftlinge zu kümmern, müssen das zumeist ehrenamtlich machen. Das heißt, dass sie sich nicht auf ihre Arbeit im Gefängnis spezialisieren können, sondern die übrige theologische Arbeit eher im Vordergrund steht.
Sie bieten Einzelgespräche, um individuelle Fragen der Häftlinge zu beantworten, und zeigen die Vielfältigkeit des Islams und wie sich die deutschen Werte mit Islam verbinden lassen. – Dr. Abdelmalek Hibaoui
Imame gegen Radikalisierung
In den neuen Bundesländern gibt es keinen einzigen muslimischen Seelsorger. In Hessen und Nordrhein-Westfalen gibt es aber einige Seelsorger, die auf Honorarbasis arbeiten. Das zeigt, dass sich langsam etwas ändert und das ist vor allem für die Präventionsarbeit wichtig. Denn immer wieder gibt es Fälle von Häftlingen, die sich im Gefängnis radikalisieren und Salafisten, die dort gezielt um Anhänger werben. Die muslimische Seelsorge soll das verhindern.
Präventionsarbeit ist eine Aufgabe der Seelsorger. Es gibt Statistiken, die zeigen, dass sich gerade im Gefängnis junge Häftlinge radikalisieren. Salafisten nutzen die mangelhafte religiöse Bildung der jungen Häftlinge aus. – Dr. Abdelmalek Hibaoui
Über muslimische Seelsorge in deutschen Gefängnissen und die Arbeit der Imame hat detektor.fm-Reporterin Laila Oudray mit Dr. Abdelmalek Hibaoui gesprochen. Er ist Juniorprofessor für Praktische Islamische Theologie an der Universität Tübingen.
Redaktion: Laila Oudray