Flinte und Lebkuchenhaus
Klassische Märchen können auch brutal sein. Hänsel und Gretel stoßen die Hexe in den Ofen, den Stiefschwestern von Aschenputtel werden die Augen ausgepickt und der Wolf will das Rotkäppchen fressen. Doch Schußwaffen hat man bisher eher selten angetroffen. Höchstens der Jäger hatte ein Gewehr. Das passte der National Rifle Association (NRA) gar nicht. Also gibt es seit neuestem die bewaffneten Versionen von Rotkäppchen und Hänsel und Gretel. Die Drei Kleinen Schweinchen sollen als nächstes bewaffnet werden.
Geschrieben wurden diese neuen Märchen von der Journalistin Amelia Hamilton. Die Autorin steht nach ihrer eigenen Beschreibung für „God, family & country“ ein. Neben den Märchen hat sie auch ein Kinderbuch über Patriotismus geschrieben und sie ist auch Autorin bei der konservativen Nachrichtenseite watchdog.org
.@washingtonpost has feelings about my NRA fairy tales. https://t.co/lbu3bVAFA2
— Amelia (@AmeliaHammy) 24. März 2016
Baby mit Revolver
Doch warum das Ganze? Weil Märchen Kindern Angst machen. Wenn es nach der NRA geht, wäre es doch viel besser, wenn die Kinder lernen, wie sie mit einer Waffe aus jeder Notlage rauskommen. Die Geschichte von Rotkäppchen mit Waffe stößt bei der Zielgruppe der NRA auf fruchtbaren Boden. Denn die schicken ihre 9-jährigen Kinder gerne mal zum Waffentraining, manchmal mit fatalen Folgen – und das sind keine Einzelfälle. In den USA werden nahezu jede Woche Menschen von Kleinkindern erschoßen. Auch die Amokläufe an Schulen sind für die NRA kein Grund, den Besitz von Waffen einzuschränken. Denn hätte jedes Kind in der Schule eine Waffe bei sich, dann hätte ein potentieller Amokläufer keine Chance.
Was es mit den bewaffneten Märchenfiguren auf sich hat und welche Ziele damit verfolgt werden, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Maj Schweigler mit Philipp Kienzl von ze.tt gesprochen.
Redaktion: Christopher van der Meyden