Die Dame mit dem tiefen Dekolleté an der Bar ist garantiert leicht rumzukriegen, der muskelbepackte Typ mit Glatze wettert gerne gegen Ausländer und ein geschminkter Kerl kann nur schwul sein. Solche Klischees halten sich hartnäckig und sind ein Beweis für Schubladendenken. Dieses haben die meisten Leute auch, wenn es um die sexuelle Orientierung eines Menschen geht.
Warum die Schublade?
Die Antwort darauf ist schnell gefunden: Die Menschen fühlen sich mit solchen klaren Definitionen einfach wohler. Das gehört zu dem natürlichen Bedürfnis, Begebenheiten verstehen zu wollen, um Kontrolle über sie zu haben. Deshalb ist es auch so schön einfach, jeden Menschen in hetero oder homo einzuteilen. Allerdings wird eine solche Einteilung nicht der Realität gerecht.
Das hat auch schon Sexualforscher Alfred Kinsey in den 1950er-Jahren erkannt. Er entwickelte eine Skala, auf der er zwischen verschiedenen Graden (0–6) der Hetero- und Homosexualität unterscheidet. Nach Kinsey wäre mehr als die Hälfte der Bevölkerung bisexuell.
Bi als sexuelle Orientierung
Einige Wissenschaftler gehen davon aus, dass Bisexualität eine Art Übergang bis zur endgültigen Bekennung zur Homosexualität ist. Diese Situation mag es auch geben.
Meiner Meinung nach stellen Jungs, die sich nicht trauen, sich als homosexuell zu outen, das ganze Konzept von Bisexualität infrage. – Philipp Kienzel von ze.tt
Dem widersprechen aber unter anderem Forscher der University of Utah. Mithilfe einer Langzeitstudie zeigen sie, dass Bisexualität keine experimentelle Phase ist. Bisexuelle fühlen sich zu beiden Geschlechtern hingezogen.
Für mehr Akzeptanz und weniger Schubladen spricht sich auch ze.tt-Redakteur Philipp Kienzl aus. Mit detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf hat er sich über seine Recherchen unterhalten.
Reaktion: Carina Fron