Gut zwei Monate hat Fußball-Nationalspieler Mesut Özil die Öffentlichkeit auf ein Statement zu sein umstrittenes Foto mit Erdogan warten lassen. Nun hat er sich öffentlich geäußert. Mit seiner Stellungnahme macht er nicht nur dem DFB und den Sponsoren massive Vorwürfe, er tritt auch gleich aus der Nationalmannschaft zurück.
Mesut Özil im Fokus
Die Geschichte zum Erdogan-Foto ist lang und kompliziert. Özil und seine Berater stimmen einem Fototermin mit Präsidenten Erdogan und dem Nationalmannschaftskollegen Ilka Gündogan in London zu. Nachdem er sich zunächst in Schweigen hüllt, wird schnell der Vorwurf laut, Özil habe sich für türkische Wahlkampfzwecke instrumentalisieren lassen.
Die Frage war weniger, ob Özil so etwas anbietet, sondern ob er Nein sagt. Und er hat sich offenbar nicht getraut, Nein zu sagen. – Wolfgang Kaschuba, Migrationsforscher
Nach dem Foto tauchen auch schnell rassistische Anfeindungen auf. Aus den Reihen des Deutschen Fußballbundes und von der Mannschaft erhält er dafür kaum öffentliche Rückendeckung. Während der Vorbereitung und während der Weltmeisterschaft schweigt er zum Foto mit Erdogan. Nach der WM deutet dann Nationalmannschaftsmanager Bierhoff in einem Interview mit der Welt an, dass er vielleicht besser nicht bei der WM in Russland mitgespielt hätte.
Vorbild für geglückte Integration?
Für Mesut Özil selbst hat hinter dem Foto mit Erdogan keine politische Aussage gesteckt. Allerdings wird genau diese politische Dimension von vielen Beobachtern kontrovers diskutiert. Einige sehen durch diesen Konflikt auch ein neues Kapitel in der Integrationsdebatte. Andere betonen, dass Özil in Gelsenkirchen geboren wurde und in Deutschland aufgewachsen ist.
Über die Rassismus-Debatte und die Folgen der Erklärungen hat detektor.fm-Moderator Christian Erll mit Prof. Dr. Wolfgang Kaschuba gesprochen. Er leitet die Abteilung „Integration, soziale Netzwerke und kulturelle Lebensstile“ beim Berliner Institut für empirische Integrations- und Migrationsforschung.
Redaktion: Berit Ström