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Polizei | Turbo-Ausbildung Wachpolizist

Zur Schusswaffe im Schnellverfahren

Mehrere Bundesländer bilden Wachpolizisten aus. Sie sollen unter anderem Flüchtlingsunterkünfte schützen. Die Kritik daran in Sachsen: Nach nur zwölf Wochen Ausbildung dürfen die Anwärter dort bereits scharfe Waffen tragen.

Heißt die Lösung Wachpolizei? Die Polizei vieler Bundesländer wirkt mitunter überfordert – ob beim Schutz von Flüchtlingen gegen rechtsradikale Angriffe, bei Großveranstaltungen und Demonstrationen oder schlicht im Alltag, wenn es darum geht, Präsenz zu zeigen.

Die Landesregierungen geraten unter Druck und antworten mit einem gängigen Reflex: mehr Polizei – am besten sofort. Doch der Prozess ist langwierig, die Ausbildung dauert ganze drei Jahre.

Grundsätzlich kann man allerdings sagen, dass mehr Polizei nicht identisch ist mit mehr Sicherheit. – Rafael Behr, Polizeiakademie Hamburg

„Polizei light“?

Aus der Not heraus versuchen einzelne Bundesländer nun, schnell an mehr Personal zu kommen. In Hessen, Bayern, Berlin und Sachsen-Anhalt gibt es bereits verschiedene Formen von Hifspolizeien. Sachsen zieht nun nach: und bildet 600  „Wachpolizisten“ aus.

Was mich stutzig macht, ist die Regelung in Sachsen, dass man nach einem Jahr als Wachpolizist in den regulären Polizeivollzugsdienst übernommen werden kann. Das sind Dinge, die ich für nicht wünschenswert halte. – Rafael Behr, Polizeiakademie Hamburg

Neu ist die Idee hingegen nicht: In Baden-Württemberg wurde die Hilfspolizei schon 1963 eingeführt, aber mit der rot-grünen Regierung 2011 faktisch wieder abgeschafft. In Bayern und Hessen können Ehrenamtliche im „freiwilligen Polizeidienst oder als „Sicherheitswacht“ Platzverweise aussprechen und einfache Aufgaben übernehmen.

Das Besondere am sächsischen Modell ist die Ausrüstung: Die zukünftigen Polizisten dürfen nicht nur zum Schlagstock oder zu Pfefferspray greifen, sondern haben auch eine scharfe Schusswaffe – nach nur zwölf Wochen Ausbildung.

Wie reagieren die bewaffneten Hilfspolizisten in Stress-Situationen?

Die Grünen bezeichnen diese Pläne als „fahrlässig“. Drei Monate seien für die frisch ausgebildeten Polizisten und Polizistinnen zu wenig Zeit, um den richtigen Umgang mit der Waffe zu lernen. Auch die Polizeigewerkschaft mahnt: für sie sind Wachpolizisten eine Billiglösung für eingespartes Personal.

Welche Überlegungen hinter der verkürzten Polizeiausbildung stehen und welche Risiken damit verbunden sind, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Jennifer Stange mit Rafael Behr gesprochen. Er ist Professor für Polizeiwissenschaften an der Polizeiakademie Hamburg und beschäftigt sich unter anderem mit sozialer Kontrolle.

Rafael Behr - ist Professor an der Polizeiakademie Hamburg.

ist Professor an der Polizeiakademie Hamburg.
Sie müssen deeskalieren, sie müssen das Recht kennen, sie müssen auch handgreiflich werden unter Umständen. Und da würde ich mir schon wünschen, dass das Polizeibeamten und Polizeibeamtinnen tun, die regulär ausgebildet sind.Rafael Behr
Turbo-Ausbildung Wachpolizist 07:54

Redaktion: Sebastian Kränzle

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