In Sachsen kommt es immer wieder zu fremdenfeindlicher Gewalt. Zuletzt am Montag in Chemnitz, als nach Schätzungen des MDR 5 000 Menschen dem Aufruf der rechten Wählervereinigung „Pro Chemnitz“ gefolgt sind.
Rechte Gewalt in Sachsen
Dass fremdenfeindliche Gewalttaten und Ausschreitungen häufiger in den neuen Bundesländern stattfinden, wird oft mit den Erfahrungen der Deutschen Wiedervereinigung erklärt. Denn die Umbrüche Anfang der 1990er-Jahre führten zu einigen Problemen, wie beispielsweise einer hohen Arbeitslosigkeit. Doch Sachsen scheint sich im Vergleich zu den anderen neuen Bundesländern durch eine spezifische Situation auszuzeichnen, meint Matthias Neutzner:
Das beschreibt sich vor allem aus den gesellschaftlichen Entwicklungen nach 1990, als wir eine ganz starke und absolute Majorität der konservativen Parteien hatten. Denn die hielten es nicht für nötig, die Zivilgesellschaft zu stärken. Ganz im Gegenteil: Sie haben zivilgesellschaftliche Strukturen auch deutlich behindert. – Matthias Neutzner, Gesellschaft für Friedenskultur e. V.
Vereine stärken
Zivilgesellschaftliche Vereine wie „Memorare Pacem. Gesellschaft für Friedenskultur“ wollen einen Beitrag für ein demokratisches Miteinander leisten und unterschiedliche Menschen zusammenbringen. So engagieren sie sich in Schulen oder in der Gedenkarbeit. Allerdings kritisiert Matthias Neutzner, dass die bürokratischen Strukturen der Verwaltung die Vereinsarbeit erschweren würden.
Der kritische Diskurs in Sachsen ist durchaus lebendig. Aber von Seiten der Landespolitik vermisse ich das klare Bekenntnis zu den Werten unserer humanistischen, demokratischen Gesellschaft – ohne Wenn und Aber. Und ich vermisse auch den selbstkritischen Blick auf die vergangenen zwei Jahrzente. – Matthias Neutzner
Über das gesellschaftliche Klima in Sachsen und bürgerschaftliches Engagement hat detektor.fm-Moderator Christian Erll mit Matthias Neutzner vom Dresdner Verein „MEMORARE PACEM. Gesellschaft für Friedenskultur“ gesprochen.
Redaktion: Yannic Walther