Irland hat eines der strengsten Abtreibungsgesetze in Europa. Weder wenn die Frau vergewaltigt wurde, noch wenn der Fötus keine Überlebenschance hat, ist ein Schwangerschaftsabbruch erlaubt. Wer trotzdem abtreibt, muss mit einer Gefängnisstrafe von bis zu 14 Jahren rechnen. Das könnte sich am Freitag ändern: Dann nämlich stimmt Irland über die Lockerung des Gesetzes ab. Sollte das Referendum postiv im Sinne einer Erleichterung von Abtreibungen ausfallen, dann wäre das eine Revolution.
Der Einfluss der katholischen Kirche
Brisant wäre eine Änderung vor allem, weil die Iren selbst 1983 für ihr strenges Abtreibungsgesetz gestimmt haben. Vor nun mehr als 30 Jahren haben die Iren nämlich bereits ein Referendum abgehalten. Das Ergebnis fiel damals klar aus: Durch den Einfluss der katholischen Kirche wurde per Volksentscheid für die strengen Reglementierung von Abtreibungen gestimmt. Inzwischen habe der Einfluss der Kirche in Irland aber abgenommen, sagt Ralf Sotscheck, der als Journalist in Deutschland und Irland tätig ist und unter anderem für die ZEIT schreibt.
Die Kirche versucht zwar noch Einfluss zu nehmen, aber eigentlich hat sie es durch die Missbrauchsfälle verspielt. – Ralf Sotscheck, Journalist
Die Iren sind gespalten
Wie die Iren sich morgen entscheiden, ist völlig unklar. Für Sotscheck steht aber fest, dass es eine knappe Angelegenheit wird. Weil das Gesetz zur Abtreibung in der irischen Verfassung verankert ist, ist ein Referendum nötig, um es zu ändern. Alle bisherigen Versuche der Regierung, etwas zu ändern, sind gescheitert.
Die Iren sind sehr gespalten (…). Gestern gab es noch 17 Prozent, die sich noch nicht entschieden hatten. – Ralf Sotscheck
Sollte das Referendum eine Lockerung der Abtreibungsgesetze ergeben, gibt es schon konkrete Pläne für einen neuen Entwurf. Wie die aussehen, darüber hat der Irland-Korrespondent Ralf Sotscheck mit detektor.fm-Moderatorin Juliane Neubauer gesprochen.