Von Schweißperlen und roten Gesichtern
Erröten, Hitzewallungen, Schweißattacken, Blick senken oder verräterisch die Hand zur Stirn führen. Wer sich schämt, kann das nur schwer verbergen. Wir schämen uns alle. Niemand ist davon ausgenommen. Das Thema ist uralt und dennoch aktuell. Denn obwohl wir uns schon immer geschämt haben, wandelt sich das Gefühl mit der Zeit.
Sowohl das „Deutsche Hygienemuseum Dresden“ als auch das „Museum Marta Herford“ widmen sich derzeit mit Ausstellungen dem Gefühl, einfach nur im Erdboden versinken zu wollen.
Soziales Taktgefühl
Scham kann das schlimmste Gefühl sein. Auf den ersten Blick scheint sie sogar nur negative Konsequenzen zu haben. Die Situation als solche ist schon beschämend, auch darüber zu reden, hilft in der Situation nicht wirklich. Zur Scham gesellt sich meist auch die Ohnmacht: Zweifelhaft, dass man dieser Scham jemals wieder entkommen kann.
Dabei hat dieses Gefühl auch etwas Positives: Neben diesem Beschämt-Sein bezeichnet Schamhaftigkeit nämlich auch eine Sensibilität, eine Art Diskretion. Sie ist das, was wir Taktgefühl nennen und was vor allem in sozialen Gruppen für Rücksicht und Achtung steht.
Kulturelle Unterschiede
In Japan gehören Gesten der Scham – Vermeidung direkter Blicke oder eine gesenkte Kopfhaltung – zum üblichen Kommunikationsverhalten. Sie drücken gezielt Bescheidenheit und Unterwürfigkeit aus. Scham schützt entsprechend bestimmte Ideale und Werte. Diese unterscheiden sich von Kultur zu Kultur meist stark.
Schamlose Zeiten
Dabei hat das Schämen viele Gesichter: Donald Trump beispielsweise hat es auch durch das Ablegen seiner Scham geschafft, Präsident zu werden. Für keine Aussage hat er sich so wirklich entschuldigt oder zumindest peinlich berührt gefühlt. Auch Nacktheit und sexuelle Freizügigkeit wird heute nicht mehr schamhaft weggelächelt, peinliche Videos von uns teilen wir fröhlich im Internet, statt sie auf dem Dachboden zu verstecken.
Doch mitunter wird sie auch zum Werkzeug, die Scham. Ein Beispiel dafür ist die Pegida-Bewegung. „Schämt euch!“, rufen dort die (Gegen-)Demonstranten. Wer sich schon subjektiv falsch verhält, dem müsse das wenigstens unangenehm sein, so der Gedanke dahinter.
Ob wir längst in schamlosen Zeiten leben und was genau dieses bestimmte Gefühl heute noch bedeutet, hat detektor.fm-Moderatorin Carina Fron mit Redakteurin Vera Weber besprochen.
Redaktion: Vera Weber