In der Drogenszene scheint sich eine neue Beschaffungstrategie zu verbreiten. Drogensüchtige suchen Hausärzte auf, klagen über Rückenschmerzen, behaupten, der eigene Hausarzt wäre im Urlaub und lassen sich Schmerzpflaster verschreiben. Als Beweis für ihr Leiden haben sie eine leere Packung der Pflaster dabei.
Vor solchen Patientenbesuchen werden Hausärzte derzeit dringlich gewarnt. Denn die Patienten kleben sich die Pflaster nicht auf. Sie kochen die Schmerzpflaster aus und spritzen sich den Sud ins Blut. In anderen Fällen saugen sie die Pflaster sogar aus. Auch das endet nicht selten tödlich.
Ich weiß von vielen Kollegen aus Kliniken, die jetzt seit neuestem Sicherheitsdienste einrichten müssen. Damit verhindert wird, dass irgendwelche komischen Gestalten nachts sogar den Patienten nicht die Pflaster vom Leib reißen. Es ist ist nicht so, dass sie nur Abfälle durchsuchen. – Fritz Sörgel, Direktor des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung (IBMP)
Der Wirkstoff ist Fentanyl
Die Schmerzpflaster sind verschreibungspflichtig und enthalten zwischen 1,4 und 3,8 Milligramm Fentanyl. Das Opioid in dieser Konzentration ist mindestens acht mal stärker als Morphin. Bis zu 70 Prozent des Wirkstoffes kann auch noch in tagelang getragenen Pflastern enthalten sein.
Mehrere Todesfälle in Bayern
In den letzten Jahren wurde festgestellt, dass bei jedem dritten Drogentoten in Bayern Fentanyl im Spiel war.
Man denkt ja immer, dass ist nur in den Metropolen Frankfurt, Berlin oder München ein Problem. Nein das gibt es auch auf dem Land und sehr viel häufiger als gedacht. – Fritz Sörgel
Über die Gefahren der Droge und was dagegen unternommen wird, hat detektor.fm Moderatorin Teresa Nehm mit Fritz Sörgel gesprochen. Er ist Direktor des Instituts für Biomedizinische und Pharmazeutische Forschung.
Redaktion: Nasti Neher