Auf schrottreifen Schiffen nach Europa
Sie tragen Namen wie Merkur 1, Blue Sky M oder Ezadeen – heruntergekommene Frachter, die an die Küste Italiens angetrieben werden. Jedes Mal waren Hunderte Geflüchtete an Bord. Jeder von ihnen hat einen vierstelligen Euro-Betrag gezahlt, um nach Europa zu gelangen.
Mehrere Tausend Menschen haben auf diese Weise Europa erreicht. – Frederik Richter, Journalist
Wohin das Geld genau geflossen ist, ist unklar – klar ist nur: in die Boote nicht. Die Schiffe sind durchgerostet, marode und nicht für den Personenverkehr ausgelegt. So diente die Ezadeen zu ihren legalen Zeiten als Viehtransporter. Dicht gedrängt harren nun Menschen aus Ländern wie Syrien unter Deck aus.
Das Geschäft mit der Flucht
Die Gewinne, die die Strippenzieher hinter diesem Schmuggel-Geschäft einfahren, sind beachtlich. So soll die Ezadeen nur 200.000 Euro gekostet haben, doch die Einnahmen durch die Passagiere belaufen sich auf rund 2 Millionen Euro. Das ergeben gemeinsame Recherchen des Recherchezentrum CORRECT!V und RTL.
Früher Drogen, heute Flüchtende
Die Rechercheure konnten zeigen, dass diejenigen, die heute für viel Geld Flüchtende auf See schicken, ihren Profit sonst aus dem illegalen Handel mit Waffen und Drogen schlagen. Haschisch aus Marokko wird mittlerweile in Lybien zwischengelagert und dann nach Europa verschifft. Parallel werden Frachter in Odessa mit Waffen beladen und brechen von dort gen Syrien auf – neue Kugeln für den Bürgerkrieg.
Die gleichen Netzwerke von Reedern und Geschäftsleuten sind auch in den Drogen- und Waffenschmuggel verwickelt. – Frederik Richter, Journalist
30 Mio. Schuss, 800 Flüchtlinge oder 20 Tonnen Haschisch passen in den Laderaum eines Schmugglerkahns https://t.co/yNwCDeefUx #hiddenfleet
— CORRECT!V (@correctiv_org) 14. Dezember 2015
Die zahlreichen Konflikte rund um das Mittelmeer haben den Schmuggel auf See noch angefeuert. Doch wer sind diejenigen, die hinter diesem dunklen Geschäft stecken? Das Recherchezentrum CORRECT!V hat sich auf die Suche begeben. Der Journalist Frederik Richter war an diesen Recherchen beteiligt und hat mit detektor.fm-Moderator Alexander Hertel über die Ergebnisse gesprochen.
Redaktion: Markus Vorreyer