Die Tragödie als Back-Up der Regenbogenpresse
Die Presse lebt vor allem von zwei Dingen: Relevanz und Neuigkeit. Wenn letztere fehlt, greift die Klatschpresse auch mal auf altes Material zurück. Denn irgendwie muss ja das Blatt gefüllt und verkauft werden. So berichten Regenbogenmagazine wie die Aktuelle schon seit Dezember 2013 über die Gesundheit von Michael Schumacher – egal, ob neue Informationen vorliegen oder nicht.
Der neuste Clou: Die Zeitschrift „Die Aktuelle“ hat Schumachers Freunde und Begleiter nach seinem Zustand gefragt. Die Stimmen gehen auseinander. Einen Hinweis, wie es dem mehrfachen Weltmeister tatsächlich geht, liefern sie jedoch nicht. So äußert Ross Brawn, Schuhmachers Teamchef bei Mercedes, Zuversicht, während Ex-Formel-1-Chef Flavio Briatore erklärt:„Ich will ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn kannte.“
Trotzdem folgert „Die Aktuelle“ aus diesen Zitaten ein Weltuntergangs-Szenario: Dieses Weihnachten wird ganz besonders schlimm und traurig. Es sei an der Zeit, loszulassen.
Michael Schumacher als Dauer-Verkaufsschlager
Es ist nicht das erste Mal, dass „Die Aktuelle“ Schumachers Schicksal instrumentalisiert. Bereits im vergangenen Frühjahr verwendete die Zeitschrift einen irreführenden Titel, mit dem Bild von Schumachers und seiner Frau auf der Titelseite – glücklich nebeneinander. Daneben die Überschrift: „Aufgewacht! – Drei Menschen berichten, wie es ihnen erging, als sie aus dem Koma erwachten“.
Daraufhin hatten sich Fans des Sportlers über den missverständlichen Titel empört. Denn es könnte auf Schumachers Zustand bezogen werden – dabei liegt er noch im Koma. Ständig wird auf Titelseiten spekuliert, wie es um Schumachers Gesundheit bestellt ist. Mal wacht er auf, wie 2014, dann wenn es sich nicht mehr gut genug verkauft, gibt man alle Hoffnungen auf. Ein Prinzip, das auf Kosten eines Menschen, zum Dauer-Erfolg der Regenbogenpresse geworden ist.
Warum Klatschmagazine nicht von Schumachers Schicksal ablassen können, darüber hat detektor.fm-Moderatorin Astrid Wulf mit Moritz Tschermak vom Topf voll Gold gesprochen.
Redaktion: Zülal Yildirim
Die Regenbogenpresse in Deutschland ist heiß, aber nur heimlich begehrt. Alltagssituationen, aufgeblasen zu dramatischen Seifenopern der Regenbogen-Realität. Für ihren Blog Topf voll Gold wühlen sich Mats und Moritz Woche für Woche durch die deutsche Regenbogenpresse. Zwei Journalisten auf der vergeblichen Suche nach Seriosität.